EXISTENZ und KAUSALITÄT oder
QUANTITÄT UND QUALITÄT
von Univ.-Lektor Prof. Mag. Dr. Walter Weiss
Die zwei Formen des Seins
Zwei Möglichkeiten kennt die deutsche Sprache, das Sein von irgend etwas zu interpretieren:
# irgend etwas existiert und
# irgend etwas gibt es.
Im Alltagsverständnis erscheinen die Unterschiede zwischen den beiden Begriffen marginal; philosophisch gesehen ermöglicht diese Begriffssplittung einen fundamentalen Zugang zum besseren Verständnis, wie Sein (nur) sein kann, bzw. warum die Welt so sein muß, wie sie ist.
Das Hilfszeitwort sein drückt aus, daß (irgend-)etwas ist, im alles umfassenden Sinn, daß die Welt i s t und nicht vielmehr nicht-ist.1) Diese Trivialität des selbstverständlichen Seins der Welt - wir erfahren ja, daß etwas ist, und zwar vieles! - haben alle großen Philosophen als das vielleicht größte Wunder überhaupt bezeichnet. Unsere Sprache spießt sich auch dagegen, etwas zu beschreiben, das nicht wäre. Und sinnvoll gesprochen werden kann überhaupt nur über etwas, dem wir Existenz oder Existenzmöglichkeit zusprechen.
Denn indem wir einen Satz formulieren, betten wir eine Aussage in sinnvolle Worte, denken wir über etwas nach. Aussagen sind ja nur sinnvoll, wenn ein Subjekt (der Aussagende) einem Objekt (das, worüber ausgesagt wird) ein Prädikat (das, was ausgesagt wird) zufügt.
Nun, das allgemeinste Prädikat, das ausgesagt werden kann, ist offenbar das Da-Sein von jenem, über das ausgesagt wird. Um aber aussagen zu können - und sei es nur jene allgemeinste Aussage des Da-Seins von etwas -, muß das Objekt erfahrbar sein, sei es als sinnlicher Reiz (eines Dinges), sei es als vorgestelltes Bild, das allerdings etwas Realem nachempfunden worden sein muß.2) Und dieses allgemeine Da-Sein in Form des jeweils ganz konkreten einmaligen, vereinzelten, in der Raumzeit lokalisier- und bestimmbaren Etwas ist es, was seine Existenz ausmacht.
Alles, was als einzelnes Konkretes in der Raumzeit lokalisierbar vorkommt (=ist),
existiert.
Wir wollen diesen Begriff der Existenz ausschließlich Seiendem zuweisen, das als Vereinzeltes oder zumindest potentiell Vereinzelbares intersubjektiv, also von mehreren überprüfbar, in Erscheinung tritt, aus dem Sein heraus-tritt, ex-istiert also. Ein Baum z. B., ein Mensch, ein Stern, ein Molekül, ein Atom - auch ein Quark? Wenn wir von Heraus-treten sprechen und den entsprechenden Begriff bilden, folgt daraus denknotwendig (im Sinne von zweiwertig-logisch, also von vernünftig3)), daß es auch "etwas" geben muß, das nicht "heraus"tritt und somit nicht existiert - aber dennoch ist: das nämlich, aus dem herausgetreten wird. Bleibt die entscheidende Frage, ob tatsächlich aus "etwas" herausgetreten werden muß, um existieren zu können, und es quasi ein "Über-Etwas" gibt, oder ob dieses "Heraus"treten ganz einfach die spezifische Art und Weise des Da-Seins von Sein ist. Der Begriff "Existenz" wäre dann nur eine falsche Wort- und Begriffsbildung aus dem Lateinischen, dessen zwar richtige Übersetzung die aber dennoch falsche Vorstellung eines "Über-Etwas", nämlich eines vom Existierenden getrennt "existierenden" Seins, insinuiert.
Monismus versus Dualismus
Die Frage im ersteren Sinn beantwortet ergibt sich aus dualistischem Denken, im zweiteren aus monistischem. Schon aus begrifflichen Gründen ist der Dualismus an dieser Stelle als logisch inkonsequent, "falsch" und entbehrenswert durchschaut. Denn wenn "heraustreten" (=existieren) bedeuten soll, daß etwas jetzt als Vereinzeltes da ist, dann kann das (nicht-vereinzelte!) Allgemeine, aus dem "herausgetreten" wird, nicht auch als Existierendes gedacht werden. Denn: nur Vereinzeltes existiert! Und Allgemeines ist - schon vom Begriff her - nichts einzelnes. Schriebe man ihm wesensgleiche Existenz zu machte man es dadurch zu einem Vereinzelten, verlöre es seine - vorausgesetzte - Allgemeinheit.4)
Im Monismus ist solches dualistisch motivierte Heraustreten als falsche Anwendung der Kausalität durchschaut. Kausalität ist ja eine logische Verknüpfung von Erscheinungen des Existierenden - und nicht etwa die Verknüpfung von Allgemeinem mit einzelnem.
Dualismus (seine Methode ist die Kausalität) und Monismus (die Einsicht in die Begrenztheit der Vernunft und ihrer Methode, der Kausalität) scheiden sich an dem, was man als Voraussetzungsproblematik bezeichnet. Deren Grundlage sind notwendige5) Einheit aber Wesensverschiedenheit von Voraussetzendem und Vorausgesetztem. Der Dualismus sieht dies anders - er verdoppelt6) die Welt, setzt Voraussetzendes und Vorausgesetztes wesensgleich und koppelt beide über die Kausalität. Im wesensgleich denkenden Dualismus ist die Wirkung stets eine Folge der Ursache. Abfolge oder Wirkung beinhalten aber immer den Faktor Zeit - wir bewegen uns damit innerhalb der Kausalität, einem Denkmittel, mit dem wir zeitlich auseinander liegende Erscheinungen des Existierenden logisch verknüpfen: Etwas folgt widerspruchsfrei aus etwas anderem.
Im wesensungleich denkenden Monismus wäre eine kausale Verknüpfung von Voraussetzendem und Vorausgesetztem falsch - und auch widersinnig. Vorausgesetztes und Voraussetzendes bilden in der Voraussetzung ja eine unteilbare und daher auch widerspruchsfreie Einheit.7).
Vereinzeltes als Quantitatives
Bewußtsein ist nur wirklich (=aktiv) als vereinzelter, konkreter Mensch. Zirka 6 Milliarden-fach konkretisiert ergibt sich die Weltbevölkerung, die Menschheit - aber kein Weltbewußtsein. Bewußtsein läßt sich nicht aufsummieren. Bewußtsein ist eine Funktion des einzelnen Organischen und kein von ihm losgelöstes Etwas ("Seele") mit eigener Existenz!
Der einzelne Mensch existiert als Ding mit (bzw. als) Bewußtsein. Unser Bewußtsein (unser Denken, unsere Erfahrung) verbindet (als Funktion) die wahrgenommene Vielzahl der einzeln Da-Seienden durch drei "Algorhythmen" oder Kategorien8) zur Summe jenes, das sinnlich erfahrbar ist: zum Universum, wie wir es erkennen. Und zwar durch:
# die Quantität der Dinge und die Qualität des Raumes (wo etwas ist)
# die Konstruktion der Zeit (wann etwas ist)
# die Modalität der Verknüpfung als Kausalität (warum etwas ist)
Das mit Hilfe dieser Dreiheit von unserem Bewußtsein Erfahrene [(All)es] wird auch als Erkenntnis bezeichnet. Alles, was davon als einzelnes Teil des Vielen ist, unterliegt dem Kriterium des Quantitativen, also des Abzählbaren, Vermisch- und Trennbaren, somit des Veränder- aber auch des Vernichtbaren.
Dieses Quantitative ist es auch, das Gegenstand der (Natur-)Wissenschaft ist, und zwar ausschließlich.
Voraussetzendes als Qualitatives
Nicht-Quantitatives kann niemals Gegenstand wissenschaftlichen Forschens sein, da Nicht-Quantitativen aus seiner Bestimmung (Definition) heraus ja all das abgehen müßte, was Quantitatives ausmacht, als da sind:
# die Vereinzelung
# die Dauer
# die Veränderung.
Wir nennen dieses Nicht-Quantitative "Qualitatives". Dieses unterliegt nicht dem raum-zeitlich-kausalen Aspekt, existiert also nicht als Vereinzeltes oder Vereinzelbares, wird und vergeht auch nicht (was sich ja schon aus seiner Nicht-Dauer ergibt!) und verändert sich nicht. Dem Qualitativen Existenz zuzusprechen wäre somit falsch und wider die oben gegebene Definition von Existenz. Dem Qualitätiven Nicht-Sein zuweisen zu wollen, wäre ebenso falsch. Qualitatives i s t - es existiert zwar nicht als vom Existierenden Abgelöstes, wohl aber gibt es es. Es ist jene Art des Seins (die Form des Aristoteles), die selbst nicht vereinzelbar ist, als vom Existierenden abgelöst nicht andauert, nicht abzählbar und nicht veränderbar ist und sich damit dem Aspekt des Zeitlichen entzieht.9)
Diese Seinsform ist - weil ihr keine eigene Existenz zukommt! - der (Natur-) Wissenschaft nicht direkt zugänglich bzw. dürfte niemals als abgesonderte Gegenständlichkeit betrachtet werden - schon alleine aus dem Begriff der "Gegen"-Ständlichkeit heraus. Über etwas, das (weil nicht konkretisiert) uns nicht entgegensteht (nur Gegenständliches kann mir gegenüber stehen!), können wir nichts Konkretes aussagen - es kommt ihm kein Prädikat im Sinne eines sinnvollen (der Erfahrung zugänglichen) Aussagesatzes zu und kann in diesem Sinn keinen exakt beschreibbaren und widerspruchsfrei kommunizierbaren Inhalt haben. Vor allem der letzte Umstand wird in den einschlägigen Diskussionen vernachlässigt10).
Das Qualitative entzieht sich aufgrund seiner, vom Gegenständlichen nicht abziehbaren Nicht-Gegenständlichkeit nicht nur jeder gesonderten Lokalisierung im Raum oder in der Zeit, sondern auch allen kausalen Verknüpfungsversuchen.
Dazu gehören nicht nur die schon oben angeführten Transzendentalien, sondern gehört all jenes Qualitative (=unzerlegbares Eine oder Elementare), das das Existierende erst ausmacht und über dessen "Beschaffenheit" (=Zusammengesetztsein) wir uns graue Haare wachsen lassen: das Selbst, das Ich, das Bewußtsein; Gefühle, Interessen, Begabungen; Liebe, Freiheit, Hoffnung; Glaube, "Gott", das Eine; das All(es); aber auch sämtliche physikalischen Elementargrößen (Naturkonstanten), die sich (nur) an Dinglichem realisieren, indem sie ihm die ihm spezifische Eigenschaft bzw. Existenz verleihen. Dazu zählen u. a.: die Vakuumlichtgeschwindigkeit c, die Elementarladung e, die Gravitationskonstante G, die verschiedenen Ruhmassen von Elementarteilchen m, die Elementarmagnete, aber auch die Elementarlänge, der kleinstmögliche Abstand zweier Elementarteilchen. Daraus folgt:
Erst das Qualitative macht etwas zu dem, was es ist. Dieses Qualitative ist selbst aber nichts Quantitatives und unterliegt nicht der direkten Beobachtbarkeit.
Beobachtung bedeutet immer "Hinschauen". Allerdings kann nur im Bereich des Quantitativen hingeschaut werden, weil nur dieses aus Gegenständlichem besteht. Qualitatives oder Voraussetzendes kann als solches nicht geschaut im Sinne von hingeblickt werden. Was uns entgegensteht, wenn wir Qualitatives "schauen" möchten, ist immer nur Vereinzeltes, Quantitatives oder Quantifiziertes - also Vorausgesetztes. Das es Voraussetzende entzieht sich der direkten Beobachtung!
Die trinitäre Einheit des Seins
Physik reicht über die Atomphysik und die Kosmogonie längst in Bereiche, die bis dato der Religion oder (besser) der Philosophie vorbehalten geblieben wären. Längst hat die Teilchenphysik den Bereich des Quantifizierbaren überschritten ohne ihr Denkmuster (die Kriterien der Naturwissenschaftlichkeit) zu verlassen und monistisches Denken anzuwenden.
Gleiches gilt für die Fragen der Weltentstehung bzw. die Fragen nach den "Grenzen" des Alls.
Dabei lassen sich die Kriterien der Wesensverschiedenheit von Qualität und Quantität leicht auf die Probleme der Teilchenphysik und der Kosmologie übertragen, wobei für das Quantitative gilt:
# nur Vereinzelbares existiert
# nur Existierendes ist veränderbar
# nur Veränderbares ist der Kausalität zugänglich
Vereinzelte sind, "nach oben zu", Sterne, Galaxien, Galaxienhaufen. Eine Obergrenze der Ordnung ist die vermutete bzw. in Computern simulierte Superstruktur der sichtbaren Materie im Universum11). Das All als Ganzes oder Totalität (also als Eines) ist nicht vereinzelbar (sonst müßte es ja ein zweites, drittes usw. All geben) und somit auch nicht (als Ganzes) beobachtbar: Der Beobachter befände sich ja sonst außerhalb und das Ganze wäre nicht mehr das Ganze. Das All ist eben nicht eines von vielen, sondern Ein-All(es), somit als dieses Eine nicht Quantitatives sondern Qualität. Als Ganzes unterliegt es nicht mehr den Kriterien der Vereinzelung, also auch nicht mehr den Kriterien der Existenz. Das All existiert daher nur in seiner raumzeitlichen Ausprägung: als Vielzahl von vorausgesetzten Erscheinungen und Konkretisierungen (Teilchen, Dingen, Galaxien) nämlich. Das Voraussetzende all dieses Existierenden als Qualitatives (Ganzheit, Form, Struktur, Kraft12)) hingegen gibt es - allerdings nur als Prägendes des Existierenden. Ohne Existierenden auch nichts, das es voraussetzte bzw. in seinen Eigenschaften prägte (=formte).
Als diese untrennbare Einheit von Existentem (Gegebenen) und "Gebendem" (Formendem, Strukturierendem) i s t die Welt:
(1) Das Voraussetzende [1] gibt es nur als Formendes des[2] Vorausgesetzten [3] bzw.
Das Qualitative [1] gibt es nur als Formendes des [2] Quantitativen [3]
Da das Voraussetzende (das Qualitative) notwendigerweise (="gibt es nur als") das Vorausgesetzte zur Folge hat (aber nicht als kausale Folge einer Ursache-Wirkungs-Kette, sondern als notwendige), und nicht umgekehrt, ist jeder Voraussetzungsproblematik eine "Richtung" (Werden, Evolution, Zeitpfeil) inhärent. Der Satz erhält damit ein aktives Element. Man kann den Satz (1) aber auch passiv formulieren:
(2) Das Vorausgesetzte [1] wird nur durch [2] das Voraussetzende [3] geformt
bzw.
Das Quantitative [1] wird nur durch [2] das Qualitative [3] geformt
Da jeder dieser beiden (einander entsprechenden) Sätze aus jeweils drei untrennbaren Termen besteht ([1],[2] und [3]) und die beiden Sätze in ihrer Aktiv-negativ-Bindung einander (ebenfalls untrennbar)13) bedingen, können beide Sätze auch als trinitäre Einheit des Seins bezeichnet werden. Satz (1) unterstreicht die Untrennbarkeit beider Seinsformen, Satz (2) drückt die Aktivität des Werdens aus. Damit zeigt sich eine dreifache Trinität:
# Die Einheit von Voraussetzendem und Vorausgesetztem
# Die Einheit von Aktivität und Passivität
# Die Einheit von Voraussetzendem und Vorausgesetztem sowie Aktivem und Passivem
Physikalisch bedeutet dies: Qualitatives (im allgemeinsten: Energie) äußerst sich nur als Existierendes (Dingliches, Dauerndes)14) bzw. an ihm (Veränderung!). Es entspricht diese Einheit dem aristotelischen "geformten Stoff", wobei es weder "stoffreie Form" geben, noch "formloser Stoff" existieren kann, wie es der Dualismus insinuiert. Eine dualistische Trennung "beider" ist nicht möglich, also auch nicht wirklich. Es würde aus dem Qualitativen der Energie (Kraft) sofort Quantitatives (=Verdoppelung der Welt) machen.
Leider passiert dies in der Theorie der Bindungsteilchen im Rahmen der Elementarteilchenphysik.
Quantifizierte Qualitäten
Nach "unten" zu geraten wir mit unserem Gedanken der "Vereinzelung" von Existierendem oder seiner "Konkretisierung" (wir verwenden diese beiden Begriffe synonym) ebenso an eine Strukturgrenze. Zerrinnt die Vereinzelung "nach oben" in der (vermuteten) Superstruktur des Universums (was ist die letzte Super-Superstruktur? Gibt es überhaupt eine? Kann es eine geben? Muß es eine geben?), zerfließen uns die Elementarteilchen quasi unter der Hand. Was ist das kleinste, unteilbare Teilchen?15) Sind es tatsächlich die Quarks?16) Wie sinnvoll ist es, weiter zu teilen?17)
Wenn aber "Vereinzelung" und "Konkretisierung" als Begriffe Sinn machen sollen, müßten wir jenes Teilchen als kleinstes Vereinzeltes definieren, das tatsächlich als vereinzeltes, konkretes - noch - Bestand hat. Quarks treten bekanntlich nicht mehr als einzelne, sondern nur mehr im Verbund auf. Wie verhält es sich mit Photonen und Elektronen? Photonen haben keine Ruhmasse, repräsentieren also - weil nicht träge, weder beschleunigbar noch abbremsbar, ergo nicht veränderbar - keine vereinzelten, konkretisierten Existierende. Elektronen haben nach der Heisenbergschen Unschärferelation keinen gleichzeitig bestimmbaren Ort und Impuls. Sind sie noch vereinzelte, konkrete Existierende?18) Und gehört zum vereinzelten, konkreten Existieren nicht noch dazu, was wir "Eigenschaften" nennen? Hat e i n19) Photon, hat e i n Elektron schon alle jene Eigenschaften, die man Licht oder "den Elektronen" zuschreibt? Ab wievielen Atomen Eisen existiert Eisen in all seinen Eigenschaften? Ab wievielen Fe-Atomen ist Eisen magnetisch?
Dagegen gilt für das Qualitative:
# es ist als reine Qualität nicht vereinzelbar und existiert daher nicht
# als nicht Existierendes ist es auch nicht veränderbar
# als nicht Veränderbares ist es nicht der Kausalität zugänglich.
Qualitatives kann als Qualitatives gar nicht werden, da "werden" Veränderung bedeutet und Qualitatives unveränderbar ist. Zwar gibt es verschiedene Qualitäten, aber eine Qualität ist immer unverändert sie selbst: Daher kann das Werden (=die Qualität der Quantität) [unser obiger Satz (2)] nur durch den Vorgang der Quantelung erfolgen. Die Veränderung der Energie einer Masse (aber nicht der Energie selbst!20)) geschieht stets in Quanten (Voraussetzende), die stets gleiche bzw. unveränderliche Größe (Qualität) haben: Die Energie eines Photons etwa ist immer gleich, Wärme wird in immer gleichen Quanten abgegeben, die Schalensprünge eines Elektrons sind immer die gleichen, unveränderlichen Schalensprünge. Erst die Quantität (Vorausgesetztes) solcher Schalen oder Quantensprünge verändert das Existierende.
Kraft versus Wechselwirkung
Es handelt sich bei diesen Quantensprüngen um den Vorgang der Realisierung von Akausalem und Nicht-Raumzeitlichem (Qualitativem) zu existierendem Konkreten (Quantitativen) als Formung bzw. Strukturierung. In der Naturwissenschaft wird aber immer wieder der Fehler gemacht, das Voraussetzende (Form, Struktur, Qualität) so zu behandeln, als wäre es selbst Stoff (aristotelisch: als hätte es Gestalt): es wird quantifiziert. Das gequantelte Umschlagen von Qualität in Quantität wird als Vielzahl eigen-existierender (Bindungs-)Teilchen interpretiert. So gilt z. B. als Repräsentant des Feldquants21) des elektromagnetischen Feldes das Photon, oder als Repräsentant einer ganzzahligen Elementarladung das Elektron (negative Ladung) bzw. das Proton (positive Ladung).
Die elektromagnetische Kraft (als Spezialfall das Licht etwa) wird entweder als Wellenbewegung oder als Photonenschauer beschrieben. Daß Licht aber weder das eine, noch das andere ist, sondern von unserem quantifizierenden (beschreibenden) Bewußtsein nur so vorgestellt wird, erfährt nicht ausreichende Beachtung. Licht selbst ist weder beobachtbar, noch vorstellbar. Wenn wir von Licht sprechen oder Licht "sehen", sehen wir nur die er- oder beleuchteten Körper, nie das Licht selbst. Wenn es hell ist, sind die Körperoberflächen hell oder leuchtet Gas, wenn es dunkel ist leuchten Körper oder Gas nicht. Daß Licht "reflektiert" wird, ist nur eine quantifizierte Vorstellung unseres, um Anschaulichkeit bemühten Vorstellungsvermögens im Rahmen der Nahwirkung.22)
Die Schwerkraft wird ebenfalls als "Kraft"23) verstanden, die sich entweder
mittels - bislang noch nicht "gefundener" - Gravitations-Wellen oder - bislang ebenfalls noch nicht entdeckter - Gravitonen24) "ausbreitet".
Die schwache und die starke Kernkraft "besteht" aus Vektor-Bosonen und Gluonen (vom Englischen to glew = zusammenkleben), die ebenfalls als Feldquanten gelten.
Alle diese Feldquanten werden selbst als Elementarteilchen (Bindungs-Teilchen) verstanden, die mit anderen Elementarteilchen (Materie-Teilchen) wechselwirken und ausgetauscht werden können (Wechselwirkungsquanten).25)
Diese vier Kräfte werden unter dem weitläufigen Begriff der Energie (in diesem Fall: Feldenergie) zusammengefaßt. Die Definitionen "Energie ist gleich Arbeit in der Zeiteinheit" oder "E = m . c2" sind nur zwei willkürlich herausgegriffene Formalismen von vielen. Was Energie "wirklich" ist, weiß niemand, wobei der Begriff "wirklich" schon ausdrückt, was etwas (z. B. Licht als ein Spezialfall der elektromagnetischen Feldenergie) für uns nur sein kann: das nämlich, als was es auf uns wirkt. Was Energie ist, ohne - quantifiziert - in unser Bewußtsein zu dringen, läßt sich gar nicht anschaulich darstellen. Energie als verändernde, aber unanschauliche Qualität existiert nur durch ihre Veränderung der/des Materie(llen). In dieser untrennbaren Einheit ist Energie die Einander-Bedingtheit von Körper und ihrem Auseinander.
Dieses Auseinander nennen wir Raum.
Und ihn gibt es.
Raum, Dauer und Veränderung als Vorausetzende des Existierenden
Der (Die) Raum(zeit) ist das Voraussetzende, daß sich das Existierende des Alls zueinander verhalten kann. Dabei befinden sich die Dinge nicht "im" Raum, weil mit der Ortsbezeichnung "im" Körper und Raum wesensgleich gedacht wären. Wesensgleich gedacht, befindet sich die Milch in der Kanne, die ja, wie Milch, materiell ist. Wesensungleich gedacht gehören die Körper zum Raum26), wie der Raum zu den Körpern gehört. Kein Raum (=Auseinander) ohne Körper, keine Körper ohne Raum (=Abstand voneinander)! Man kann die Galaxien oder die Elementarteilchen nicht aus dem All entfernen. (Wohin auch?) Die Dinge und ihr Abstand (=der Raum) bedingen einander27) und garantieren die Vielheit des Existierenden und zugleich ihre Einheit: EIN Raum, ALLE Körper.
Wie diese Bedingung realisiert ist, kann auf unterschiedlichste Art und Weise gedacht werden. [Merke: "Denken" setzt immer ein beobachtendes und kausal interpretierendes Bewußtsein voraus!] Das kann z. B. die Theorie der vierdimensional gekrümmten Raumzeit sein, deren "Sosein" zwar unvorstellbar ist (weil nur Dreidimensionales anschaulich ist), mit der sich aber trefflich rechnen läßt. (Daraus das tatsächliche Sosein der Raumzeit abzuleiten, ist einer der gröbsten Fehler.) Das kann aber auch die Theorie der Längenkontraktion in Beobachtungsrichtung unter Beibehaltung der Dreidimensionalität sein. Es dürfte sich dabei um die leichter vorstellbare Variante handeln, obwohl auch sie der Erfahrung widerspricht.28)
Aber was ist schon Erfahrung? Alles für uns Menschen, nichts für das Ein(e)-All(e)!
Genauso wie Körper und Raum sind Dauer und Ortsveränderung29) Voraussetzende des Existierenden. Die Dinge des Alls dauern und verändern ihre Orte (=ihre Abstände). Die Dauer der Dinge und ihr Auseinander (=Abstand von einander haben) sind Voraussetzende (Qualitäten) ihrer Vielheit; als Existierende (von Teilchen bis Sterne) unterliegen sie in ihrem Bestand (=Dauer) und ihrem Getrenntsein (=Auseinander) der Veränderung (=Bewegung).
Bewegung und Zeit
Bewegung als Sonderfall der Veränderung ist schon deshalb notwendig (=seinskonstituierend), weil alles Existierende sich verändert (alles wird, ist und vergeht). Also können auch die Abstände der Dinge voneinander nicht unverändert (=statisch) bleiben. Veränderung von Abständen aber ist gerichtet. Da unveränderte Richtung ebenfalls dem allgemeinen Prinzip der permanenten Veränderung widerspräche, müssen Ortsveränderungen stets veränderte (=beschleunigte oder abgelenkte) sein:
Es gibt keine gleichförmige Ortsveränderung.
Die einfachste Form einer ungleichförmigen (=veränderlichen) Ortsveränderung ist die Kreisbahn, in der stetig die Richtung (=von der Tangente zum Mittelpunkt hin) geändert wird. Da aber auch diese Kreisbahn eine stete Änderung wäre (da ihre Krümmung gleich ist!), muß auch die Krümmung der Veränderung unterliegen: Die einfachste Form stetiger Veränderung einer Kreisbahn ist die Ellipsenbahn (Planetenbewegung). Da auch eine Ellipsenbahn eine zyklische Änderung (also eine stete) erfährt, muß auch sie sich ändern: Dies erfolgt durch Bahnstörungen als Folge der Gravitation der umgebenden Gestirne. Dazu kommt die Bewegung der Fixsterne um den Galaxiemittelpunkt und die (nur nach dem Urknallmodell gültige) Fluchtgeschwindigkeit der Galaxien.
Da aber jede Änderung eine Abfolge verlangt (ändern kann sich nur etwas, wenn ein Zustand einem anderen folgt), kommt es zum Phänomen der fortschreitenden30) Entwicklung (=Evolution). Beobachtet Bewußtsein dieses Forschreiten, kommt der Faktor Zeit hinzu: Die Folge von Zuständen wird zum Vorher, Jetzt und Nachher, wobei auch das Jetzt niemals statisch sein kann (Veränderungsgebot!).
Die (unumkehrbare) Aufeinanderfolge von Zuständen heißt in der Physik Zeitpfeil: das in einer einzig möglichen Richtung Fortschreiten des Geschehens. Daher ist jeder Gedanke an eine "Umkehrung" der Zeit absurd. Auch bei "Zeitumkehr" folgte ein Zustand (Ereignis) auf den (das) andere, und es erschiene uns normal (=kausal unbedenklich), daß auf Scherben eine intakte Vase folgte!
In einem All ohne sich - in Lebewesen - manifestierenden Bewußtsein (das ja selbst eine nicht quantifizierbare Qualität ist!) gäbe es keine Zeit und keine Bewegung, wohl aber Dauer und gerichtete Veränderung. Und Folge wäre auch dann unumkehrbare Folge.
"Zeit" ist damit nur eine sich im Bewußtsein konstituierende Qualität, nämlich der Quotient aus Bewegung und Geschwindigkeit. Dieser Quotient (s/v) ist eine Denkfolge der Kategorie Modalität als Kausalität, die Divisor und Divident logisch verknüpft. Damit werden Bewegung, Zeit und Geschwindigkeit zu einer tautologisch bestimmten Einheit (v=s/t).
Das "t" der Physik meint, genau genommen, auch nie "die Zeit" als etwas vom Bewußtsein Unabhängiges, sondern stets nur jene relative Spanne einer stattfindenden Veränderung, soweit sie beobachtbar (=bewußt) und damit zeitlich interpretierbar ist. Die Vorstellung der absoluten Zeit Newtons (als eigene, bewußtseinsunabhängige Qualität) ist ja bekanntlich aus Gründen der Beobachtbarkeit ("Signalübertragung") durch Einstein fallen gelassen worden, bzw. stellt die absolute Zeit nur den Sonderfall dar, das gesamte All als e i n Inertialsystem31) zu betrachten.
Dies wird in der modernen Kosmogonie durch die Einführung eines hypothetischen Hyperraumes, in den die "vierdimensionale Raumzeit" "eingebettet" ist, vollzogen. Es wird damit über die theoretisch unendlich vielen Zeiten der unterschiedlich bewegten und beobachtenden Physiker (Zwillingsparadoxon) eine "absolute Hyperzeit" konstruiert, Newtons Idee also von hinten herum wieder eingeführt - eine dualistische Konstruktion, die in den unendlichen Regreß führt - denn auch die Hyperzeit müßte "fließen" - aber worin?
Singularität(en) als Qualität(en)
Hinfällig daher alle mehr oder weniger feinsinnigen kosmologischen Überlegungen nach zeitlicher Fixierung des Urknalls und ebensolcher des Big Crunch, des postulierten Zusammenstürzens unserer Welt. Urknall und Big Crunch werden dabei als Singularität(en) begriffen, als "ereignislose Zustände", "in" "denen" jede Unterscheidungsmöglichkeit fehlt. Sie "existieren" nicht als Einzelereignisse in Raum und Zeit und sind daher weder lokalisierbar noch zeitlich bestimmbar. Was bestimmbar ist (und von der Kosmologie auch bis auf 10-43sec "an den Urknall heran" bestimmt wird!), sind die ersten bzw. letzten Ereignisse, die stattfinden, sobald bzw. solange es "die Raumzeit" gibt und mit ihr Dinge (vorerst nur bzw. noch als Elementarteilchen) existieren.
Den Begriff "Singularität" als Zustand kosmischer Nichtbeschreibbarkeit zu pluralisieren32) ist allerdings grammatikalisch genau so falsch, wie das Nichts "sein" zu lassen. Big Bang und Big Crunch sind daher nur im Dualismus unterschiedene Singularität(en): Sie "trennen" zirka 30 Milliarden Jahre Weltgeschehen, also ein Äon oder Weltalter. Im Monismus sind Urknall und Big Crunch - weil per definitionem ununterscheidbar! - eines33), von keiner Zeitspanne getrennt; sie sind weder Anfang noch Ende34) der Welt, sondern zeitloses (=ewiges) Voraussetzendes des existierenden Universums.
Im monistischen Denken wird die voraussetzende Ereignislosigkeit (=Ewigkeit) als Ununterschiedenes und Ungeordnetes (schon von den alten Griechen "Chaos" genannt) durch akausal35) gequantelte Ereignisse (=Quantensprünge) zum vorausgesetzen Geschehen des Universums (von den alten Griechen als Geordnetes und Unterschiedenes "Kosmos" genannt).
Urknall - Kosmos - "Endknall" bilden eine zeitliche Abfolge nur in dualistischer Sicht. Im monistischen Denken wird die voraussetzende Ereignislosgkeit ("Chaos") und das von ihr vorausgesetze Geschehen ("Kosmos") als ewige Trinität des Seins36)begriffen.
So gesehen ist es natürlich ein überaus nachgrübelnswerter Aspekt, wie sinnvoll es ist, zeitliche Berechnungen anzustellen, "wann", also vor wievielen Jahrmilliarden, der Urknall "war" (= "stattgefunden hat") und "wann", also in wievielen Jahrmilliarden, sich der Big Crunch ereignen wird.
Man gerät bei solchem Denken in eine doppelte Zwickmühle: Die Begriffe "Anfang" und "Ende"gelten nur für Existierende der Raumzeit und dürfen nur auf Vereinzelte in ihrem Werdens- und Vergehensprozeß angewandt werden. Im Urknallmodell beginnen und enden aber Raum und Dauerndes (=physikalisch "die Raumzeit").
Will man sich aus dieser Aporie retten, indem man mehrere (auch unendlich viele) Zyklen von Big Bangs und Big Crunches annimmt, schummelt man sich (zweite Zwickmühle!) über die Definition der Singularitäten als Existenz- und Strukturvernichtung hinweg. Da mit dem Big Crunch sämtliche Strukturen und Vereinzelungen vernichtet werden (alles Existierende hört auf zu existieren), kann naturgemäß "darüber hinaus"(!) keinerlei Aussage gemacht werden. Der Ausdruck "darüber hinaus" insinuiert nämlich abermals eine Hyperzeit bzw. einen Hyperraum "in der " oder "in dem" sich Geburt (Big Bang), Bestand (Kosmos) und Tod (Big Chrunch) des Alls "abspielen": Die "Lösung" eines Hyperraumes und/oder einer Hyperzeit, in dem/der dies alles "geschieht", ist allerdings weder neu noch gut. Schon Aristoteles hat in seinem "Dritten Menschen" auf den unendlichen Regreß einer solchen Voraussetzungsproblematik ad infinitum hingewiesen: die Voraussetzung der Voraussetzung der Voraussetzung...
Die sauber angewandte Voraussetzungsproblematik kann nur eine (monistische) sein; alles andere ergibt weder Sinn noch Lösung und bleibt im quantitativen Denken hängen.
Fußnoten
1) Heidegger hat mit viel Grund das sprachliche Un-Wort "nichten" für das Nichtsein des Nichts eingeführt, denn sein bedeutet ja, daß etwas ist. Eine völlige Absenz von Sein kann somit gar nicht s e i n. (Noch-)nicht sein, sein oder nicht-mehr-sein kann nur etwas Mögliches oder Wirkliches, wobei Wirkliches nur aus Möglichem werden kann, und möglich nur etwas ist, das sich auch verwirklichen kann!
2) Phantasieprodukten, die aus in der Realität erfahrenen Einzelkomponenten zusammengesetzt sind (der Pegasus z. B. aus Pferd und Flügel, Gott aus Mann und Bart), kommt ein solches reales Da-Sein (außer in der Vorstellung bzw. als Zeichnung oder Skulptur) nicht zu.
3) Vernünftig ist etwas, das analytisch, kausal und/oder final ist und den vier Axiomen der zweiwertigen Logik gehorcht. Siehe auch "Conturen" 1/96, Seite 61 ff., Wien 1996
4) Genau dieser Fehler wurde im jahrhundertlang tobenden Universalienstreit begangen.
5) Notwendig bedeutet, ein Zustand ergibt sich zwingend aus einem anderen. Die Notwendigkeit wird als Kausalität interpretiert, wenn das Bewußtsein eine Ursache-Wirkungs-Verknüpfung konstruiert, indem sie zwei oder mehrere Zustände miteinander in Beziehung setzt. Kausalnexi werden vom Bewußtsein nur vermutet und an der Natur erst durch Experimente überprüft. Vielfach stellen sich dabei solche Ursache-Wirkungs-Ketten als falsch heraus - es kommt zu Theorienwechseln. In der Natur gibt es nur Wahres. Die Logik hingegen verknüpft Notwendiges nach den vier logischen Axiomen, die aber nur Denkgesetze sind. Diese sind zwar aufgrund der Erfahrung aufgestellt worden, haben aber die Wahr-falsch-Alternative als Basis - eine Grundlage, auf der die Natur übrigens nicht aufbaut, da die Negation (=Gegenteil von wahr) eine Methode (2. logisches Axiom: A ist nicht gleich non-A) der Vernunft ist!
6) Diese Verdopplung der Welt geht bis auf Platon zurück, der die Welt in eine der "real existierenden" Ideen und in die "unsere" geteilt hatte. Auch Zoroaster und die Israeliten dachten dual, die Christen und Muslimen tun es in unheiliger Allianz mit Platon und Moses, den Essenern, Jesus und Mohammed. Vulgärisiert schöpft Gott (als "real existierender") in solchem Denken die Welt, prüft er den Menschen, straft er ihn etc. Das ganz andere Voraussetzende wird im Dualismus zur kausalen Ursache (zum "Jenseitigen") des Weltlichen ("Diesseitigen"). Es handelt sich dabei um die theologische Methode par excellence.
7) Teilbar ist nur Wesensgleiches: das Messer teilt die Butter - und beides sind Materielles. Wesensungleiches ist ergo nicht trennbar. Nur im Dualismus ist "Gott" von "seiner" Welt getrennt und schließt er mit seinem "auserwählten" Volk etwa einen Bund - eine monistische Absurdität!
8) Alle anderen "Kategorien", die im Laufe der Zeit "entdeckt" oder beschrieben worden sind, lassen sich auf diese Dreiheit zurückführen.
9) Unter diese Bestimmung fallen auch das Eine, Wahre, Gute und Schöne des Seins, in der Scholastik auch in dieser Fünfheit Transzendentalien genannt.
10) Theologen leben von dieser Vernachlässigung.
11) Ordnung (=definierte Gesetzmäßigkeit) ist immer Leistung von Vernunft als eine Methode von Bewußtsein: Sie entsteht aus Vergleichen und Hierarchisieren von Beobachtetem. Strukturen, die unabhängig von Bewußtsein bestehen, werden von der Vernunft als Ordnung(en) interpretiert. Es ist letztlich die Leistung der Naturwissenschaft, Gesetze aufzustellen, die in ihrer Ordnung (=mathematisiert in Form von Gleichungen) den vorgegebenen Strukturen maximal (aber eben niemals optimal) entsprechen, sie aber nie zur Gänze erklären können!
12) Kraft ist philosophisch das Formende, Strukturierende, dasjenige, das "die Welt im Innersten zusammenhält" und sich als Werden äußert. Zur Zeit führt die Naturwissenschaft dieses Werden auf vier Grundkräfte zurück: Elektromagnetismus, Gravitation, Starke und Schwache Wechselwirkung. Andererseits versucht die Physik, die Vierzahl der heute gültigen Kräfte auf eine zurückzuführen. Dies geschieht in der G.U.T., der Großen Vereinigungs (unification) Theorie. Die Vierheit der Grundkräfte wird im heutige gültigen Standardmodell auf "Entkoppelung" bzw. "Symmetriebrechung" aus der "einen Urkraft" zurückgeführt. Das ist ein durchaus religiöser-philosophischer Aspekt.
13) Kein Aktives ohne Passives; kein links ohne rechts; kein oben ohne unten. "Wo viel Licht ist, da ist auch viel Schatten!"
14) E = m.c2. Diese mathematisierte Form der "Energie-Gleichung" drückt üblicherweise dualistisches Denken aus: Es werden beide Seiten der Gleichung gleich gesetzt. In monistischer Interpretation handelt es sich um den Ausdruck untrennbarer Einheit. Das widerspricht im Prinzip nicht der naturwissenschaftlichen Sicht: E und m sind auch in der Relativitätstheorie nicht wirklich trennbar, sondern zwei Ausprägungen desselben Einen.
15) Ein Teilchen muß - schon aufgrund des Begriffes "Teil" - teilbar sein. Erst ein Un- Teilchen wäre unteilbar.
16) Nach einer der neuesten Theorien (Superstrings) nicht. Auch der Umstand, daß sich die 6 bzw. 12 Quarks in ihren Massen um den Faktor 10 000 unterscheiden, spricht dagegen. Als hypothetische Unterstruktur gelten die "Rishonen".
17) Bis zu jenem Punkt, an dem die Energie, die zur Teilung aufgewendet werden muß, so groß wird, daß sie das Teilchen ungeteilt vernichtet und als neues, identisches Teilchen wieder entstehen läßt (materialisiert).
18) Nein. Man spricht auch heute eher von "verschmierter Elektronenwolke" mit Wahrscheinlichkeitszuständen.
19) Photonen und Elektronen sind - nach den in dieser Arbeit gegebenen Bestimmungen - experimentell nicht vereinzelbar.
20) Die "Summe der Energie" (unter Anführungszeichen gesetzt, weil hier eine Qualität mathematisch quantifiziert wird!) ist im gesamten Universum gleich und unveränderbar (sic!).
21) Ein Feldquant ist die kleinste, unteilbare (Elementar-)Menge einer physikalischen Größe, z. B. der elektrischen Ladung, der Wirkung (Plancksches Wirkungsquantum) oder des magnetischen Flusses.
22) Nahwirkung bedeutet, daß Bindungsteilchen (=Wechselwirkungsquanten) ausgetauscht werden. Bei der - hypothetischen - Fernwirkung fehlt ein solcher Austausch! Sie ist daher wissenschaftlich verpönt, weil kausal nicht interpretierbar (z. B. im gesamten PSI-Bereich). Merke: Wo kein Kausalnexus, dort keine Wissenschaftlichkeit!
23) Kraft (=Energie) ist unanschaulich, weil voraussetzend, und ein monistischer Begriff; Wechselwirkung ist das dualistische Pendent zu Kraft und macht gedanklich das Voraussetzende zu einem wesensgleichen Vorausgesetzten. Die Wesensgleichkeit (Teilchen mit Teilchen) ist also von "hinten herum" wieder eingeführt, anstatt die Wesensungleicheit zu begreifen und mit neuen Begriffen zu handhaben versuchen.
24) Wie das Photon ein Feldquant oder Bindungs-Teilchen.
25) Dies wird von der Quantenfeldtheorie beschrieben. Sie ist die Theorie der Quantisierung der Felder (Quantentheorie der Wellenfelder).
26) Raum ist - monistisch als Voraussetzendes begriffen - unkonkret und daher unvorstellbar. In der dualistisch arbeitenden Naturwissenschaft wird daher dieser unvorstellbare Raum als "vorstellbare" Summe von "Feldern" beschrieben und damit - weil jetzt quantifiziert durch Feldlinien und -quanten - manipulierbar. Zu dieser "Vorstellbarkeit" gehören alle Darstellungsversuche, etwa jene der trichterförmigen Netzstrukturen, um die "Einsenkung" von Massen im "Gravitationsfeld" zu demonstrieren. Auch die Einsenkung von Massen und Schwarzen Löchern in die "vier-dimensionale" Raumzeit wird gerne so - unter Zuhilfenahme eines "flachen Hyperraums" - dargestellt.
27) Diese monistische Bedingung wird in der dualistisch vorgehenden Naturwissenschaft durch die vier Wechselwirkungen Gravitation, Elektromagnetismus, starke und schwache Wechselwirkung beschrieben (=quantifiziert).
28) Sehr schön hat diese Möglichkeit Kip S. Thorne in seinem Buch "Gekrümmter Raum und verbogene Zeit" (München 1994, ab Seite 457) erklärt.
29) Diese wird vom Bewußtsein als Bewegung wahrgenommen. Sie wird als Geschwindigkeit (v = s/t) gemessen. Durch die Messung kommt der - qualitative - Faktor Zeit hinzu und durch die Beziehung Weg zu Zeit die Modalität in Form der Kausalität..
30) Fortschreiten ist immer eine Abfolge, unabhängig von der Orts- oder Zeitrichtung!
31) Ein Inertialsystem ist ein gleichförmig, also nicht beschleunigtes, i. e. "unverändert" bewegtes, hypothetisches, rechnerisches Bezugssystem, das quasi den Beobachtungsraum des Beobachters umfaßt. Die physikalische Bezeichnung dieses Beobachtungsraumes ist Lichtkegel, jener beobachtbare Raum, der innerhalb der Reichweite der möglichen Signalübertragung (der Lichgeschwindigkeit c) liegt. Die Beobachtung (das Bewußtsein) fließt in der modernen Physik immer mit in den Formalismus ein.
32) Hegel: "In der Nacht (der Negation; Anm. des Autors) sind alle Kühe schwarz."
33) Sie sind eines und weder das-selbe noch das-gleiche: "Das-selbe" setzt ja unterschiedliche Existierende voraus und meint die unverwechselbare Identität jedes einzelnen, vom anderen Unterschiedenen; aber auch "gleich-sein" setzt - so paradox es klingt! - Verschiedenheit voraus, nämlich Vergleichbares. Auch das gibt es nur als Vielzahl von einzelnem!
34) Dies mag absurd klingen. Aber klingt es nicht auch absurd, daß im Urknallmodell mit dem Urknall Raum und Zeit "entstehen"? Entstehen kann etwas nur im Raum und als Dauerndes (physikalisch: "in der Raumzeit"). Wie sollen Voraussetzende, die ja Raum und Dauer als Qualitäten sind, entstehen (=werden)?
35) =spontane Ereignisse, die mit Hilfe der statistischen Wahrscheinlicheit beschrieben werden. Mit Hilfe der Wahrscheinlichkeit wird niemals Kausales, dafür aber Notwendiges beschrieben!
36) Im Taoismus gelten für diese Trinität seit jeher Yin und Yang, die die Einheit des Tao konstituieren.