Die Verzwergung Gottes

 

Wie unser Erfahrungsraum und Zeit durch Selbstbewußtsein erst werden

 

von Univ. Lekt. Prof. Mag. Dr. Walter Weiss, Philosoph in Wien–Klosterneuburg

 

 

Am 11. Dezember 2008 fand im Vienna International Press Center des Österreichischen Journalisten Clubs (ÖJC) eine öffentliche Diskussion über das Buch „Gott. Wozu. Die Grenzen von Vernunft und Sprache“ von Robert Hofstetter und Walter Weiss statt. Prominenter geladener Gast auf dem Podium war der Moraltheologe an der Universität Wien, a. o. Univ. Prof. DDr. Matthias Beck, der im Zuge der Disputation u. a. folgendes Statement abgab: „Entweder ist das Bewußtsein in einem Menschen, dann ist es an Raum und Zeit gebunden; oder es ist bei Gott, dann ist es nicht an Raum und Zeit gebunden!“ Die gesamte Diskussion ist unter www.ojc.at/Podcast/Folge 3 im Internet abrufbar – doch ist es gerade diese Aussage (in der 21. Minute der Diskussion gefallen), die mich veranlaßt hat, etwas breiter darüber zu philosophieren.

 

 

Wir erkennen nur für uns

 

Vorangegangen war der Beckschen Aussage meine Behauptung, daß es Raum[1] und Zeit nur gibt, wenn Bewußtsein ist: Ohne Bewußtsein kein Raum und keine Zeit, war meine Ansage gewesen – und ich habe diese meine Sicht bereits in vier Büchern[2] des langen und breiten dargelegt. In der Kürze der Podiumsdiskussion war es mir natürlich nicht möglich, diese Sicht zu deduzieren – und es ist es mir auch hier nicht. Die Kernaussagen  – als Prämissen sozusagen vorangestellt – dazu lauten jedenfalls:

1)     Raum ist das Auseinander der Dinge, also von Vereinzeltem.

2)     Es ist das Bewußtsein, das vereinzelt, also aus dem „Strom der Empfindungen“, die unser Gehirn empfängt, Unterschiede kreiert und das im wahren Sinne des Wortes: Wir schaffen uns[3] durch unseren Erkenntnisvorgang erst dasjenige, was wir erleben und „erkennen“, denn zwischen wahrnehmen und wissen, was das Wahrgenommene wirklich[4] ist, besteht ein großer Unterschied! Jeder Erkennende gibt dem Wahrgenommenen erst seine Bedeutung und erschafft das Erkannte quasi damit: und zwar für sich! Das, was es für ihn/ihr ist, wird dann in der Kommunikation für – auch – die anderen: Darum gibt so viele (nur?) Mißverständnisse mit etwas von jemandem Gemeinten! Letztlich existiert nur Gemeintes bzw. Bezeichnetes und ergo Benanntes.[5]

3)     Es ist unser (Selbst-)Bewußtsein, das den „steten Strom des Wahrgenommenen“  ordnet: und zwar in seinem Nebeneinander (= als Raum), also gemäß seinem Unterschiedensein, und in seiner Abfolge (= als Zeit) – wobei die Gegenwart gar nicht festzumachen ist: Sowie wir uns die Gegenwart bewußtmachen, ist sie bereits Vergangenheit.

Voraussetzung beider, also der Raum- und der Zeiterfahrung, ist unser Gedächtnis, sind also Erinnerung und Speicherfähigkeit von (bereits) erkanntem Wahrgenommenem. Unerkanntes kann gar nicht abgespeichert werden, denn gespeichert wird nach Kriterien (philosophisch: Kategorien), also nach Eigenschaften, Merkmalen, Unterschieden, Beziehungen usw., von denen wir nach Abstraktion individueller Eigenschaften dann Klassen und Allgemeinheiten (= Begriffe) konstruieren.

 

Als Merksatz dafür mag dienen:

 

Die physikalische Welt (als die Summe ihrer Dinge) ist nicht „im“ Raum und „in“ der Zeit, sondern Raum, Dinge und Zeit ergeben erst die Welt.[6] Die Welt als jene des Bewußtseins (das Ganze) ist hingegen immer mehr als die Summe ihrer Teile!

 

Salopp formuliert: Die Welt ist nicht in der Zeit, sondern die Zeit ist in der Welt, und: Die Welt (= die Dinge) ist (sind) nicht im Raum, sondern Raum und Dinge sind die Welt – die das  erkennende Bewußtsein allerdings als die ihm adäquate erst schafft, müßte man korrekterweise hinzufügen: und zwar sowohl durch Vereinzelung, die in Summe die Dinge des Kosmos (das Universum) schafft als auch durch Nicht-materiell-Räumliches, also etwa unsere Begriffe. Vereinzeltes existiert, Begriffe gibt es. Der Unterschied ist fundamental.[7]

 

Und – via Selbsterkenntnis – schafft das Bewußtsein auch sich selbst und wird damit zu  Selbstbewußtsein: durch die Kreation („Schöpfung“, Konstruktion) der – allerdings stets nur einen und eigenen, niemals aber einzelnen[8], dafür aber einzigen  – Welt: der seinen.

 

Vom „Wo“ und „Was“ des Bewußtseins

 

Ist dieses Bewußtsein nun „irgendwo“? Und damit kann – durchaus im Sinne der Fragestellung Becks – nur ein Ort gemeint sein: Ort aber kann nur die Frage nach seinem raum-zeitlichen Wo bedeuten! Ist die Frage – und somit die Alternative „im Menschen“ oder  „bei Gott“ (O. T. Beck) – aber überhaupt sinnvoll? Kann Bewußtsein einen Ort haben?

 

Bewußtsein ist ja kein Ding in der Raumzeit![9]

 

Kann Gott einen Ort haben?[10]

 

Kann Gott überhaupt eine Alternative zum Menschen sein?[11]

 

Wenn Bewußtsein Raum und Selbstbewußtsein Zeit erst schafft (als seine eigenen Ordnungsfunktionen im Strom der Empfindungen nämlich), kann es selbst nicht im Raum und – als Selbstbewußtsein – in der Zeit sein. (Selbst-)Bewußtsein verhält sich damit wie (seine)  Welt: „Beide“ können nicht „wo“ sein.[12] „In“ ihnen – also sowohl „im“ Selbstbewußtsein als auch „in“ der Welt – tritt aber das Phänomen der Zeit[13] auf. Aber sind beide (Bewußtsein und seine Welt) denn wirklich unterschieden – oder ohnedies „nur“ eines: dasselbe nämlich?

 

Genausowenig wie der Berliner Chirurg Virchow durch Sezieren die „Seele“ finden konnte, dozierte bereits Leibniz, daß man im Gehirn – „… und wäre es so groß wie eine Mühle, in der man herumspazieren könnte …“ – kein Bewußtsein finden würde. Bewußtsein ist kein „Ding“, kein „Etwas“, sondern …

 

Was ist Bewußtsein?

 

Beck hilft uns da sehr schön weiter mit seinem Satz: Gott sei Beziehung, und zwar zwischen Ihm und der von Ihm geschaffenen Welt. Atheisten, die Gott nicht brauchen (außer um ihn zu leugnen), würden diesen Satz leicht modifizieren: Bewußtsein ist Beziehung, und zwar absolute Beziehung: aber nicht „zwischen Gott und Welt“, sondern „zwischen“[14] demjenigen, das lebt und Bewußtsein hat (besser: ist), und demjenigen, in dem es lebt und das sein evolutives (ontogenetisches) Aufkommen und (phylogenetisches) Überleben erst ermöglicht.

 

Biologen würden zweites „ökologische Nische“ nennen – und ersteres „Lebewesen“ oder „Organismus“. Diese Beziehung zwischen Lebewesen (Lebendigem) und seiner Mit- oder Umwelt nennt man … also Kybernetiker würden es als „offenes System“ bezeichnen, Biologen als „Leben“, monistisch denkende Philosophen – vielleicht – als „All-Eines“.

 

„(Selbst-)Bewußtsein“ mag uns an dieser Stelle unserer Deduktion einstweilen genügen.

 

(Höheres) Bewußtsein ist also dasjenige, was zwischen seinem Außen (der Um-Welt) und seinem „Innen“, also demjenigen, das in dieser Welt zu überleben trachtet, unterscheidet: sei es instinktiv (bei niedrigem Bewußtseinsgrad oder -stand), sei es mit Absicht bei höherem. Erst das macht Leben aus. Genauso, wie jede ökologische Nische das ihm adäquate Lebewesen erst ermöglicht (= durch Evolution hervorbringt), erfährt (= schafft) sich jedes Lebewesen die ihm adäquate Welt durch die Art und Weise seiner Wahrnehmung und Empfindung: durch seine Sinne, die exakt auf seine Um- oder Mitwelt abgestimmt (= angepaßt) sind. Nur das wird wahrgenommen, was für das Überleben nötig ist; alles andere wird entweder gar nicht registriert oder ausgeblendet bzw. geht im Rauschen der Sinnenredundanz unter.

 

Bewußtsein ist „schlicht“ die Beziehung zwischen Erfahrendem und Erfahrenem.

 

Also, alles.

 

Ergo sind Organismus und seine (Um-)Welt unlösbar miteinander verwoben, sind sie die zwei Seiten der einen Medaille: des Bewußtseins.

 

 

Selbstbewußtsein, Wirklichkeit und Realität

 

Von Selbstbewußtsein sprechen wir erst dann, wenn ein Lebewesen sich des Umstandes  gewahr wird, daß es existiert: und zwar als (ein) von seiner Umwelt Geschiedenes. Der Grad dieses Bewußtwerdens oder -seins hängt von der Abstraktionsfähigkeit des jeweiligen Bewußtseins ab und gipfelt wohl in der Selbsterkenntnis des Menschen als ein Ich. Die ihr vorangehenden Stadien der Entwicklung zu einem Ich  sind – von der Warte des einmal erlangten Selbstbewußtseins aus – gar nicht leicht (oder besser: überhaupt nicht mehr) rekonstruierbar: Einmal aus dem Paradies der unmittelbaren  Einheit[15] von Lebendem (Wahrnehmendem, Empfindendem, mit Sinnen Ausgestattetem) und von ihm Belebten (Habitat) durch die Selbsterkenntnis[16] vertrieben, gibt es kein Zurück mehr: Dort stehen die Cherubim mit dem Flammenschwert und verwehren die Rückkehr …[17]

 

Daher können wir uns auch nicht zurückerinnern an die Zeit „vor“ unserer individuellen Ichwerdung, die etwa mit unserem 3. Lebensjahr einsetzt – bei einem früher, beim anderen später. Wir haben ja weiter oben schon festgehalten: Erst die Fähigkeit des Unterscheidens macht das Abspeichern von dadurch Vereinzeltem als ein Neben- und Nacheinander möglich  und damit auch wirklich! Denn wirklich ist, was wirkt. Und wirken kann nur Unterschiedenes, das damit zum Unterschiedlichen wird.

 

Wir können also festhalten: Die Möglichkeit der Verwirklichung ist (Selbst-)Bewußtsein.

 

Wie verhält es sich aber mit der Realität desjenigen, das den Strom der rohen Sinnesdaten ermöglicht: und zwar sowohl der Realität des die Reize Auslösenden (Materiell-Energetisches, also Umwelt in ureigenem Sinn) als auch jener des diese Reize Generierenden (also des Organismus)? Wie wir heute wissen, sind die Sinnesreize unseres Nervensystems undifferenziert; erst das Gehirn fällt die Entscheidung der Zuordnung und formt aus dem Datenstrom bloßer Empfindungen unsere selektive Wahrnehmung: Also, unsere Welt.

 

Wir müssen peinlich unterscheiden in Realität und Wirklichkeit(en). Tatsache ist – und auf ihr basiert unsere gesamt (Natur-)Wissenschaft –, daß zwar die Lebenden ihre Toten begraben (und mit ihnen deren Welt)[18], sich die Welt(en) der Überlebenden aber weiterdreht (-drehen). Wir halten aber auch die Tatsache für erwiesen, daß z. B. einschlagende Meteoriten auf Himmelskörpern mit fester Oberfläche Krater hinterlassen – auch wenn niemand hinschaut, also kein Bewußtsein den Impakt erfährt.

 

Ist dies wirklich eine Tatsache? Tatsachen (Vor-Fälle) sind nämlich nur von Bewußtsein erfahrene![19]

 

Es handelt sich hierbei um die wohl am schwierigsten zu beantwortende Frage der Philosophie: Was ist die Realität? Existiert eine solche auch, wenn es kein Bewußtsein gibt, das daraus seine Wirklichkeit macht?

 

Bischof Berkeley (1685–1753) machte es sich noch leicht, damals, vor rund 300 Jahren, als er dozierte, Sein sei wahrgenommen werden („Esse est percipi.“). Und auf die Frage, wer denn das Sein wahrnehme, wenn es keine Menschen gäbe, antwortete er leichthin: „Gott.“ Was hätte er auch – als Bischof nämlich – sonst antworten sollen?

 

Atheisten haben es da ungleich schwieriger. Zwei Möglichkeiten verbleiben ihnen:

1)     Die Realität ist (nur) ein Re-Konstrukt unserer (erfahrenen) Wirklichkeit: Wir bezeichnen als Realität (als real) all dasjenige, was – auch wenn wir es nicht wahrnehmen – von uns als unserer Wirklichkeit vorausgesetzt bezeichnet bzw. behauptet oder vorausgesetzt wird. Also, das, woraus die Natur „an sich“ etwa, die Galaxien, Sterne, Monde, das Universum als Ganzes besteht …[20]

2)     Es existiert gar keine Realität, wenn es niemanden gibt, der sie re-konstruierte.[21]

Fazit: In beiden Fällen gibt es gar keine Realität ohne Bewußtsein, die somit immer nur als Wirklichkeit ist.

 

Das sind harte Folgerungen.

 

Jemand, der sich einen Gott (dafür!)[22] konstruiert, hat es leichter.

 

Daß Realität nur ein Konstrukt ist, dürfte leicht einzusehen sein. Über die Wirklichkeit eines jeden einzelnen kommunizieren wir unsere Wirklichkeiten und bilden darüber eine Konvention, mit der wir uns auf ein ganz bestimmtes Weltbild einigen.[23] Unser heute elaboriertes westlich-aufgeklärtes ist jenes der Naturwissenschaften. Wer an Naturwissenschaften glaubt (alles ist Glaube! Auch Naturwissenschaft kann nur geglaubt werden! Wer behauptet, Naturwissenschaft seien bewiesene Fakten, irrt!), glaubt an Quanten, Elementarteilchen, Elemente, Kräfte – und die Evolution. Wer nicht, glaubt an Gott, die Dogmen seiner Religion oder ist – horribile dictu – ein Kreationist, der zwar Darwin ablehnt, aber mithilfe seines im Auto installierten GPS-Systems eine Adresse findet und somit Elektromagnetismus, Funk und ergo Photonen bzw. „Wellen“ akzeptiert. Nicht aber mutierende Gene, denn Gott hat – ihrer Überzeugung nach – alle Arten unveränderlich geschaffen, wie sie sind …

 

Wer an Gott und Evolution glaubt, hat ein Problem … so wie Kardinal Christoph Schönborn.[24]

 

Realität ist also die aus unseren Wirklichkeiten (aus den Wirklichkeiten eines einbekannten Kulturkreises) gesinterte „objektive“ Übereinkunft, wie es sein könnte oder gar: sein muß.[25]

 

Daraus folgt logisch (= widerspruchsfrei; zumindest gemäß unserer üblichen zweiwertigen Logik; es gibt allerdings auch mehrwertige Logiken: Man sieht: Nix is’ fix!) unser oberer Punkt 2), wonach Realität Bewußtsein voraussetzt.

 

Das macht Kopfweh. Wir sind nahe an Berkeley. Es gäbe gar keine Welt ohne Bewußtsein? Bewußtsein hätte sich nicht erst entwickelt und sei nicht evolutiv entstanden? Die Welt (= das Universum) hätte immer schon (aber nicht: von Anfang an!) Bewußtsein hervorgebracht gehabt – durchaus evolutiv, aber eben immer schon?

 

Die Antwort auf diese Fragen lautet schlicht: ja.[26]

 

Also wird (= entwickelt sich) auch Bewußtsein: und zwar sowohl onto- als auch phylogenetisch vom un- oder vorbewußten Zustand, in dem (noch) nicht(s) unterschieden wird, hin zu jenem, in dem die Unterscheidungsfähigkeit einsetzt und sowohl onto- als auch phylogenetisch rein quantitativ – und damit auch qualitativ – zunimmt. Unterscheiden aber bedeutet, in fortschreitendem Maße abstrahieren und damit Neues schaffen zu können:  nämlich Allgemeinheiten! Das bedeutet, von all jenen Ungenauigkeiten oder Verschiedenheiten abzusehen, ohne die ein Etwas noch immer einem anderen Etwas ähnelt.  Das bedeutet, Eigenschaften zu abstrahieren, die nicht zufällig hinzukommen, sondern die einer Gruppe von Dingen oder Tatsache eigen sind, sie somit wesentlich bestimmen. Was also  an Information nötig ist, dieses Vereinzelte als eben dieses Vereinzelte zu erkennen und einer Klasse zuzuordnen.[27] Das bedeutet aber auch zu lernen, seine Wahrnehmung so zu fokussieren, daß aufgrund der zunehmenden Erfahrung die unterschiedenen und damit auch unterschiedlichen Dinge jene Form und Gestalt annehmen, die wir ihnen geben. Erst mit Hilfe dieses Erkennens und Einordnens einander ähnlicher (aber niemals gleicher!) Dinge und Ereignisse in Klassen und Gruppen, Arten und Ordnungen lernen wir, einzelnes als dieses oder dasjenige zu erkennen (= erinnern). Und zwar stets in Hinblick darauf, ob es fürs Überleben wichtig (= nützlich und nicht feindlich) ist.

 

Wir nennen dies auch „lernen“. Man lernt (= merkt) nur, was einem wichtig ist.

 

Dieser evolutive Lernvorgang erfolgt nun nicht nur auf Erden (als irdische), sondern im gesamten Universum: aber nicht als kosmische Evolution,[28] sondern als unzählige lokale Evolutionen auf – unserem bisherigen Verständnisses nach – den unabzählbaren, jedenfalls aber endlich vielen[29] Planeten (und Monden) der Myriaden von Sonnen der Myriaden von Galaxien der – aber nicht vielen![30] – Multiversa.[31] Und zwar seit jeher, also ohne Anfang und Ende, da es Anfang und Ende nur für die Ereignisse in der Welt des jeweiligen (Selbst-) Bewußtseins gibt.

 

Und was wäre ein Bewußtsein des gesamten Universums? Was hätte das zu lernen? Seit wann wäre das Universum etwas einzelnes? Es ist alles und eines – das ja. Aber ein einzelnes Etwas – gar mit Bewußtsein, das man dann das kosmische nennte? Was hätte „Gott“ (als theologische Metapher für das eben Deduzierte), „bei“ dem – laut Beck – das Bewußtsein (auch) sein könnte, zu lernen? Als Allmächtiger? Ewiger? Einer? Warum verzwergt[32] ihn der Monotheismus zu einem Einzelnen, „bei“ dem Bewußtsein sei?

 

Wir erinnern uns: Die Welt ist nicht in der Zeit, aber die Zeit in der Welt. Und Ewigkeit ist Zeitlosigkeit – und nicht „unendlich lange Zeit“. Da seien die Philosophen vor!

 

 

Abstraktion als Methode des Vereinzelns – aber divine Schöpfung?

 

Abstraktion als Methode des Werdens von Bewußtsein zu Selbstbewußtsein ist kein „Ding“; es ist nichts Vereinzeltes in Raum und Zeit; sie kann nicht wahrgenommen und ergo sinnlich erkannt und von anderem unterschieden werden. Sie ist ein Begriff und selbst eine Abstraktion. Als Methode des Bewußtseins ist sie Beziehung zwischen dem Abstrahierenden und dem, von dem abstrahiert wird: Ihr Ergebnis ist das Abstrahierte: der Name, Begriff oder Allgemeinbegriff. Bewußtsein und Abstraktion sind de facto nicht zu trennen: Abstraktion ist die Art und Weise, wie Bewußtsein fortschreitet, nämlich zu lernen, von Beiläufigem abzusehen und Wichtige(re)s abzuspeichern: es zu merken. Abstraktion ist sowohl die Methode der Vereinzelung als auch jene der Klassifizierung und Ordnungen.

 

Ordnungen entstehen nur durch Abstraktion und Klassifikation – niemals in oder aus der Natur selbst: Da sei Darwin vor. Und schon gar nicht „aus“ Gott: Da seien die mutierenden Gene vor.

 

Eine Beziehung (hergestellt als Bewußtsein durch Abstraktion) ist – wie die Abstraktion – auch nichts Vereinzeltes – aber mehr als ein Begriff. Wenn wir über Bewußtsein reden, sprechen wir über es als einen Begriff. Andererseits ist es das Bewußtsein selbst, das Begriffsbildung erst ermöglicht und – je nach Elaborierung und Kulturkreis – verwirklicht! Es bedarf nämlich zumindest zweier Vereinzelter, um einen Austausch (und Beziehung ist nichts anderes als Austausch von Information![33]) überhaupt erst zu ermöglichen. Also setzt Bewußtsein seine eigene Vereinzelung quasi schon voraus: aber nicht als Bewußtsein, sondern als Bewußtsein Ermöglichendes und Werdendes – also als Lebendiges, als Organismus. Bewußtsein ohne Lebendiges oder Vereinzeltes ist gar nicht möglich, weil jeder Beziehung die Grundlage – nämlich mindestens zwischen zweien zu wirken – fehlt.

 

Was unter solchen Prämissen die Alternative eines „Bewußtseins bei Gott“ (O. T. Beck) sollte, ist zumindest fraglich. Die Becksche Alternative – Bewußtsein „im“ Menschen oder „bei“ Gott – erscheint somit obsolet oder meint möglicherweise das gleiche oder besser: dasselbe. Denn auch „Gott“ – wie ihn der Monotheismus versteht und ihn als „Beziehung“ rationalisiert oder (als Fernziel?) gar „entpersonifiziert“ (wenn auch offenbar nur in höchst intellektuellen Kreisen, denen Beck zweifellos angehört) – benötigt(e) für diese Seine Beziehung etwas Bezogenes: die Welt nämlich. Dieser theologischen Konstruktion wäre nicht einmal Gravierendes von Seiten der Philosophie her entgegenzusetzen: außer daß sie entbehrlich und nicht denknotwendig ist und offensichtlich nur deshalb konstruiert wurde, um die Schöpfung zu rechtfertigen und die Menschen aus ihrer Verantwortung (nämlich sich selbst und den anderen gegenüber) zu nehmen. Nach diesem Mythos hat Gott die Welt geschaffen – und zwar als Einer, der ewig währt (dies übrigens auch in allen Polytheismen und Dualismen, die sich auf einen „Urgott“ reduzieren lassen).

 

Jeder Schöpfungsmythos setzt aber eine Periode[34] voraus, „in“ der es die Welt „noch nicht“ gegeben habe: Denn wenn die Welt geschöpft werden soll, darf es diese „vorher“ nicht gegeben haben, Ihn, Gott oder wen auch immer (in Matriarchaten war es die „Urmutter“, schau, schau) aber schon … übrigens ein unauflösbarer Widerspruch zur „Rationalisierung“  des Schöpfers als „Beziehung“![35] Denn Gott all-eine (hier als „bloß“ Einer verstanden) ist nicht einmal verbal und grammatikalisch richtig auszudrücken: Denn „all-eine“ meint ja in dieser Wortbildung und -verwendung, daß einer anderem entgegensteht. Wer alleine ist, ist nicht bei den anderen: Er ist beziehungslos oder ohne die gewünschte Beziehung zu den anderen, den allen. Allem, also dem Vielen, ist immer die Quantität (die Vielzahl, das Wieviel, das Abzählbare) von Vereinzeltem vorausgesetzt.

 

Welche „Beziehung“ hätte „Gott“ gehabt bzw. welche Beziehung wäre „Er“ gewesen – ohne Welt, also ohne dem vielen Vereinzelten?

 

Interpretiert man den Begriff des „all-eine“ aber anders und meint man damit, daß es außer dem Vielen nichts Zusätzliches mehr geben kann, daß also Alles immer nur eines sein kann bzw. muß, dann verläßt man die obige dualistische Sicht und denkt plötzlich monistisch: Alles kann nur Eines sein, denn alles „plus Zusätzlichem“ ergäbe ja Sinnloses, weil „alles plus einem“ vor der Zugabe des Zusätzlichen nicht alles gewesen sein konnte … oder erst jetzt, nach der Zugabe, alles geworden ist!

 

Es handelt sich hier um eine Musterbeispiel für dualistisches (zweiwertiges) Denken (und Logik) und monistische Herangehensweise, für die die zweiwertige Logik keine Gültigkeit mehr hat!

 

Eines ohne alles (oder alles ohne Eines) wäre aber in beiden Fällen ein sinnloser Begriff: weil Eines und Alles voneinander nicht getrennt werden dürfen. Wird dies dennoch getan, ergibt sich als Resultat der Unsinn des Schöpfungsmythos – oder jener des Urknalls. Nicht ergibt sich daraus allerdings ein Widerspruch, weil Widersprüche – im Gegensatz zu Unsinn! – sehr sinnvoll sind: Sie treiben nämlich den Fortschritt an! Technik und Wissenschaft (aber auch Theologie, leider) beruhen nur auf dem Überwinden von Widersprüchen.[36] Aber selbst Widersprüche sind solche nur, wenn es Bewußtsein als solche konstruiert: als widerwärtige Gegensätze nämlich, wobei letztere auch wieder nur Konstrukte sind. Denn wer muß hell und dunkel schon als Gegensätze bewerten? Hell ist hell, und dunkel ist dunkel – wir definieren sie gemeiniglich hin zwar als „Gegensätze“, aber Definitionen und Bewertungen sind immer nur Konventionen und niemals solche für sich. Nur jemand, der bei Dunkelheit seine Zeitung lesen möchte, empfindet die Dunkelheit als Widerspruch zu seinem Vorhaben – und knipst  (der Technik sei Dank!) Licht an. Wer Dunkelheit als Dunkelheit akzeptiert und sie als das nimmt, was sie ist (nämlich als Abwesenheit von Licht), wird an ihr weder Gegensatz noch Widerspruch empfinden …

 

 

Das All-Eine

 

Alles ohne eines (und umgekehrt) ist also Unsinn – und kein Widerspruch.

 

„Gott“, wie ihn die Theologen glauben, und („seine“) Welt sind ergo dieser All-Einheit gar nicht zu trennen! Wenn schon „Gott“ als der Eine ewig sein muß (endlich ist bekanntlich nur  einzelnes!) und als solcher von den Theisten auch geglaubt oder besser: konstruiert wird, dann muß es ergo unserer oberen Einsicht auch die Welt (das Alles) sein – oder Philosophie bzw. folgerichtiges Denken[37] wären ebenso entbehrlich wie der Weihnachtsmann …

 

Gott kann daher wohl als „der Eine“ oder „Einer“ geglaubt werden, muß es aber nicht. Atheisten sehen davon z. B. ab. Nicht dürfte „Er“ jedoch von Theisten als Einzelner verehrt werden, denn – als einzelnem – käme ihm Existenz zu, da unter „Existenz“ – wie wir jetzt schon mehrfach entwickelt haben –, nur Dasein in Raum und Zeit verstanden wird: nämlich als Heraustreten (lat.: ex-sistere) von einzelnem aus dem Ganzen, Allen, Einen. Wenn der Monotheismus schon als Fortschritt[38] vom Polytheismus gewertet werden soll, dann bitte in voller (sprich: qualitativer) Konsequenz und nicht als bloße Reduktion (= quantitativ) vom Vielen (mehrere einzelne Götter; sic Olymp!) zu einem einzelnen (verbliebenen, ist man versucht hinzuzusetzen)! Gott ist – wenn als solcher überhaupt benötigt! Atheisten sehen von „Ihm“ natürlich ab! – nicht Einer, sondern der (besser: das; denn von geschlechtlichen Punzierungen sollte man hier ohnedies absehen) Eine: also das Alles! Das wäre – unter Beibehaltung der Chiffre „Gott“ – Pantheismus. Aber Atheisten benötigen für diese Einsicht keinen „Gott“.

 

Spinoza (1632–1766) hat daher den Pantheismus als „höflichen Atheismus“ bezeichnet.

 

Da, wie ich oben bereits deduziert habe, Beziehungen nur Sinn ergeben zwischen Vereinzeltem, erhebt sich die Gretchenfrage, ob es der Beckschen Unterscheidung „im“ Menschen oder „bei Gott“ überhaupt bedarf. Denn: Wer oder was ist (schon) Gott? Einzelner darf „Er“ keiner sein, denn als Einzelner müßte er in der Raumzeit, also örtlich, auffindbar sein; was „Er“ ja offensichtlich nicht ist.[39] Und als Einer (besser: Eines oder: das Eine) umfaßt „Er“ ja alles: als allumfassende Beziehung, wie es Beck durchaus schön formuliert hat. Wozu es dann allerdings einer Offenbarung bedarf (was immer man darunter auch verstehen mag; für einen Atheisten ist dies ein sinnloser Begriff), bleibt eine philosophisch nicht zu beantwortende Frage. Daß Beziehung alles ist – daß alles Beziehung ist –, das lehrt schon die östliche Philosophie, und das lehrte auch Meister Eckhart (1260–1327): Für ihn ist Gott im Menschen! Das ist Mystik pur – oder pure Mystik.[40] Was will also Beck mit dieser Differenz? Als Einem kommt „Gott“ ja keine – gesonderte – Existenz zu, „bei“ dem etwas sein könne – schon gar nicht vom Menschen (oder irgendeinem anderen kosmischen Lebewesen) losgelöstes Bewußtsein. Und folgte Beck Eckhart, ist diese Trennung obsolet. Denn genau das ist Gott (wer an ihn glauben muß) nicht: nämlich vom Menschen getrennt.

 

 

Gott als Beziehung und Trinität

 

Wird ein solcher Gott aber auch noch angebetet oder (schlimmer noch) um „Beistand“ angefleht oder ihm gar geopfert bzw. Dank ausgesprochen (und sei es „nur“ im Meßopfer), schleicht sich in die philosophisch durchaus akzeptable (aber nicht notwendige!) Sicht „Gottes“ als Beziehung sofort die Denaturierung („Verzwergung“) Gottes als ein Einzelner ein und die Beziehung wird zur – gerichteten – Kommunikation „zwischen“ den Anbetenden und dem Angebeteten.

 

Man hat ein solches Verhalten seit jeher Götzentum genannt. Um es hintanzuhalten bzw. es zu überwinden, hat „Gott“ im biblischen Judentum keinen Namen[41] (nur Vereinzeltes wird benannt!), und besteht im Islam ein Abbildungsverbot Allahs …

 

Wenn im (aufgeklärten?) christlichen Monotheismus Gott als „Beziehung“ verstanden werden soll, um sich von seiner „Verzwergung“ (ein Ausdruck, für den ich Matthias Beck sehr dankbar bin, spricht es doch für den Theologen und seinen Mut, dies auch in der Diskussion öffentlich ausgesprochen zu haben!) zu distanzieren: Was immer die (moderne?) Theologie unter dieser Beziehung auch verstehen mag: „Zwischen“ Ein und Allem besteht jedenfalls KEINE Beziehung – das Eine-Alle ist Eins: als Eines alles, und als alles Eines.

 

Man nennt eine solche untrennbare Einheit auch „Identität“ („Ich bin, der ich bin“ oder „Ich bin, der ich sein werde“: Exodus 3,14) und ihr Einssein „Trinität“ oder „Triade“.[42] Zur Erklärung: „Eines ist alles“ (oder: „Alles ist Eines“ bzw. in der Verkürzung des biblischen Zitats: „Ich bin ich.“) besteht aus drei untrennbaren, voneinander unlösbaren Termen:

 

Eines (1) ist (2) alles (3). Ihre Einheit besteht in der Dreiheit.

 

Die Trinität des christlichen Glaubens erhält auf diese Weise eine durchaus philosophisch nachvollziehbare Dimension – zumindest hier ergeben sich keine Widersprüche zum christlichen Monotheismus, wohl aber zum jüdischen und islamischen!

 

Die Frage ist nur, was aus dieser tiefen philosophischen Wahrheit im Christentum gemacht worden ist bzw. in welchen  Bildern (= als welches Bild) sie transportiert wird. Selbst wenn man im Bild der christlichen Trinität – „Gott Vater“, „Gott Sohn“, „Gott Heiliger Geist“ – bleibt, könnte man noch Übereinstimmung finden: „Eines“ oder „Das Eine“ entspräche dann dem Bild des Vaters, „Alles“ dem Bild des Sohnes (quasi als Ikone für alles Vereinzelte) und die Kopula „ist“ (als Garant der Einheit, das Sein) einte als Bild des Heiligen Geistes diese Trinität.

 

Aber es ist nie und nimmer eine Beziehung!

 

Aber ist es nötig, ewige Wahrheiten in Bildern zu verfälschen? Kein Bild entspricht dem Abgebildeten, wobei hier von Abbilden ohnedies nicht die Rede sein kann. Denn abbilden kann ich nur Vereinzeltes, dem ich entgegen- oder gegenüberstehe: aber nicht das Eine-Alle oder All-Eine. Abbilden wollen des Ein-Allen würde  bedeuten, dem All-Einen „gegenüberstehen“ zu wollen, was bedeutete, sich außerhalb (!) des All-Einen zu begeben – und das ist, gelinde gesagt und oben bereits deduziert, unmöglich und widerbegrifflich: Wir landeten wieder beim „Alles plus einem“.[43]

 

 

Tod und „ewiges Leben“

 

Der Kreis schließt sich: Wozu also einen Gott erfinden, wenn jedes (Selbst-)Bewußtsein Ein-Alles per se ist? Jedes (Selbst-)Bewußtsein besteht nur für sich: Es lebt seine ei(ge)ne Welt, und diese Welt ist die einzig wirkliche: als von ihm, dem entsprechenden Bewußtsein aus der Möglichkeit des Stroms der Sinnesdaten seines Organismus verwirklichte.[44] Diese Welt ist tatsächlich ewig und unbegrenzt: Niemand kann sich z. B. erinnern, einmal nicht gewesen zu sein – und niemand sich vorstellen, dereinst einmal nicht mehr sein zu sollen. Unser Erinnerungsvermögen „beginnt“ ja nicht mit dem 3. Jahr unserer frühesten Lebenszeit, sondern wir waren – für unser Selbstverständnis – immer schon da! Eine Welt ohne uns ist uns gar nicht vorstellbar! Unser Geburtsdatum ist uns bloß mitgeteilt worden: Wir haben unsere Geburt gar nicht miterlebt – aber offenbar überlebt, sonst gäbe es uns jetzt nicht. Daß wir erst seit einiger Zeit „auf der Welt“ sind, hat man uns nur gesagt. Aus unserer Erfahrung können wir es nicht erschließen: Wir haben den Beginn unseres Leben nicht erlebt … Wir erleben keine Grenze unseres Erinnerns: Erlebten wir eine solche, müßten wir nämlich auch über sie hinaussehen und uns an unser Nicht-Erinnern erinnern können.

 

Niemand kann sich seinen Tod vorstellen. Wir fürchten ihn, zumindest mehrheitlich, und religiös Gläubige (= beruhigt Gestellte) konstruieren sich ein „Weiterleben“ „nach“ ihm – alle Religionen leben von dieser Lüge. Tatsächlich können wir uns gar nicht vorstellen, einmal nicht mehr zu sein. Wie ginge das auch? Ich sollte einmal nicht mehr ich sein? Absurd! Alles, was für jedes Lebewesen ist, ist nur durch das Bewußtsein des Lebewesens. Jedes Bewußtsein ist somit allmächtig! Alles, was wir erleben, erleben nur wir – anderes ist nicht einmal denkbar! Selbst wenn wir uns vorstellten, ein anderes Leben führen zu wollen (Wunschträume, Lottogewinne etc.): Auch diese Vorstellung erfolgte durch uns – somit sind auch unsere Vorstellungen nichts anderes als unsere eigene Schöpfung!

 

Jeder von uns ist sein eigener Gott! Und natürlich der einzige und Eine! Die anderen? Es bedarf vieler Ein- und vor allem Nachsicht, das Ich im Du des anderen zu akzeptieren. Man nennt diese Fähigkeit zwar Liebe – und weist sie im selben Atemzug (als Christ) „Gott“ zu … Warum nur? Weil man der eigenen Liebesfähigkeit mißtraut? Aber geliebt werden will?

 

Wir sind immer schon da gewesen – und werden immer da sein! Daher umfängt ja den philosophisch Ungeschulten das Grauen vor dem Nicht-mehr-Sein – seltsamerweise aber nicht vor dem Früher-nicht-gewesen-Sein … Offenbar deswegen, weil wir dieses „Nicht-Sein“  bereits „hinter uns haben“[45] – allerdings ohne jede Erfahrung und Erinnerung daran (vom Unsinn eines „Rebirthing“ wollen wir in dieser seriösen Arbeit absehen …).

 

Warum umfängt uns dann Grauen „angesichts“ unseres Nicht-Seins „nach“ unserem Tod? Welcher Unterschied wäre zwischen Nichts-Sein „vor“ der Geburt und Nicht-Sein „nach“ dem Tod? Abgesehen davon, daß „vor“ und „nach“ unserem Leben gerade das nicht sind, was wir ihnen zuschreiben: Zeitlichkeit nämlich. Als Organismus sind wir zwar endlich, als Selbstbewußtsein aber ewig: Weil Zeit nur ist, solange Bewußtsein ordnet. Vor Nicht-Zeitlichem (also Nicht-Existierendem) sich fürchten? Da gehört schon eine große Portion Ignoranz dazu – oder Furcht als „tiefer“ (religiöser) Glaube: womöglich noch in Demut, wie es uns manche Theologen[46] weismachen wollen, weil das Geheimnis Gottes mit unserem irdischen (!) Verständnis nicht zu begreifen sei.

 

Mit welchem Verständnis sonst? „Überirdische“ bedürften keines Verstehens, weil Verstehen nur dem Überleben dient, und Ewiges nicht das Sterben zu fürchten braucht … Es lebt ja gar nicht!

 

Von wegen „ewiges Leben“.

 

Wir sind es, die unsere Zeit erschaffen: als unser Ordnungskonstrukt von Wahrgenommenem und Erfahrenem. Zeit hat nie begonnen – und endet auch nie! Nur Ereignisse „in“ der Zeit finden statt und dauern an. Wir werden niemals erleben, daß unsere Zeit endet: Weil noch niemand seinen Tod er-, geschweige denn überlebt hat.

 

Unsere Welt ist auch nicht begrenzt: Sie ist ohne Ende! Wo immer wir hinsehen: Immer erblicken wir etwas, und wenn es das Schwarz des nächtlichen Himmels ist mit seinen Myriaden Sternen. Nirgendwo stoßen wir an eine Wahrnehmungsgrenze. Immer und überall – solange wir sinnlich aktiv und gesund sind – erfahren und erkennen wir, nehmen wir wahr. Selbst im Schlaf haben und geben wir keine „Ruhe“, sondern träumen … nirgendwo Grenzen, hinter denen nichts mehr wäre, aber doch etwas sein müßte … Für Wittgenstein ist Welt übrigens dasjenige, worüber in sinnvoller Weise gesprochen werden kann. Offensichtlich kann er sich des Gefühls nicht erwehren, daß diese Welt begrenzt ist. Dieses sein Gefühl ist jedenfalls zu respektieren. Wahrnehmen kann man die Grenzen der Wahrnehmung natürlich nicht.

 

Wo wäre der Unterschied zwischen ewigem Gott und unserer unendlichen Welt? Nein: Es bedarf keines Gottes, „bei“ dem Bewußtsein wäre. Bewußtsein ist auch nicht „im“ Menschen (sic Virchow und Leibniz), sondern jeder von uns ist Bewußtsein – und damit das Ein-Alle.

 

Religiös Gebundene sagen dazu allerdings „Gott“ und wähnen „Ihn“ als von sich getrennt.

 

Schade.

 

 

Ich danke Herrn Univ. Prof. DDr. Matthias Beck für die Anregungen, die er mir zu diesem Artikel als Folge unseres Disputes im ÖJC – wohl unbewußt – gegeben hat. Ich habe selten eine so wohltuende Diskussion geführt.

Klosterneuburg, Am Ölberg, 31. 12. 2008

Letzte Korrekturen: 2. und 7. 1. 2009[47]



[1] Mit „Raum“ meine ich im folgenden immer den Erfahrungsraum von Bewußtsein. Was Raum ohne Bewußtsein überhaupt wäre, entzieht sich unserer Begriffswelt. Einsichtig sollte aber sein: Wenn wir aber – wie in der Folge dargelegt – durch unser Bewußtsein erst vereinzeln, dann schaffen wir damit auch die Zwischenräume (= Abstände) der Vereinzelten. Raum, wie er (von jedem Bewußtsein; von dem unseren sogar als wirklich) wahrgenommen wird, ist somit immer bewußtseinsabhängig. Ob es bewußtseinsunabhängigen Raum überhaupt geben (!) kann, soll ja diese Arbeit erst deduzieren …

[2] Erwin Kohaut/Walter Weiss: „Universum und Bewußtsein“, Wien–Klosterneuburg 2004; Walter Weiss: „Einstein und mehr“, Wien–Klosterneuburg 2005; Erwin Kohaut/Walter Weiss: „Das Rätsel Gravitation“, Wien–Klosterneuburg 2007, und Robert Hofstetter/Walter Weiss: „Gott. Wozu.“, Wien–Klosterneuburg 2008

[3] Das „Uns“ ist essentiell: Obwohl es einschränkend verstanden werden könnte, gibt es dazu keine Alternative. Für wen, außer für uns sonst? Auch die sogenannte Objektivität ist ein Konstrukt und gilt nur für – allerdings jeden von – uns: Wenn bzw. indem wir uns zu ihr bekennen!

[4] „Wirklich“ bedeutet, daß etwas auf uns wirkt. Und „etwas“, daß dieses Etwas von anderem unterschieden ist! Der rohe Strom der Sinnesdaten bewirkt nur eines: Daß unser Bewußtsein beginnt, aus ihm – aufgrund von Erfahrung – zu vereinzeln, also unsere Wirklichkeit herauszukristallisieren (= schöpfen, schaffen, verwirklichen!).

[5] „Adam gab also allem Vieh und den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes Namen.“ (Gen. 2,20)

[6] „Welt“ ist ein vielschichtiger Begriff: Die Kosmologie und Physik (und Chemie) meint damit das Raum-Zeitlich-Dingliche, also das Materiell-Energetische: das Universum oder den Kosmos. Für das Bewußtsein (für uns als Erfahrende und Erkennende) umfaßt Welt allerdings auch Begriffe, Gefühle, Gedanken, Abstraktionen, Konstruktionen; die Zahlen, Formeln, Gesetze usw., also all das, was nicht in materiell-energetischer Sicht vereinzelbar ist! Daher muß auch die Frage nach der Vereinzelbarkeit von Elementarteilchen („Quanten“) verneint werden: weil sie nur unser – naturwissenschaftliches – Konstrukt sind! Bei „Engeln“ z. B. hätten wir dasselbe Problem …

[7] Raum-Zeitliches (also Dingliches, Ausgedehntes) existiert, Nicht-Raum-Zeitliches (also nicht Dingliches, Nicht-Ausgedehntes, also keine Form Habendes und nicht aus Stofflichem Bestehendes) gibt es. Beide aber sind. Geben und existieren sind die zwei Formen, wie Sein ist bzw. nur sein kann.

[8] „Einzeln“ bedeutete, daß es mehrere (Welten) gäbe. Es gibt aber nur die jeweils eigene. Daß jemand anderer auch (s)eine Welt hat, mögen wir ihm zugestehen: Aber selbst dieses Zugeständnis ist eines aus bzw. unserer Welt! Diese Sicht nennt man „Konstruktivismus“ – und sie ist nicht solipsistisch, da der Solipsismus (von: solo ipse, also: nur selbst) nur die eigene Welt gelten läßt, nicht aber die Welten der anderen! Ein konsequenter Solipsist würde also einem herannahendem Auto gar nicht erst ausweichen, da diesem Auto ja keine objektive Existenz zugeschrieben wird. Konsequente Solipsisten wären also nur eines: nämlich sehr bald tot.

[9] Erinnert sei an dieser Stelle an das Leibnizsche Mühlengleichnis (siehe später)!

[10] Weil Giordano Bruno seinerzeit (1600) schon die Unendlichkeit des Weltalls gelehrt hatte, wurde er von Papst Clemens VIII. zum Tod auf den Scheiterhaufen verurteilt, mit dem Argument, daß bei einem unendlichen Weltall  „für Gott kein Platz bliebe“! Oh Gott!

[11] Für religiös Gläubige (also u. a. auch für Theologen) ist diese Frage eine Blasphemie, für Atheisten eine Scheinfrage, die mit einem schmetternden „Nein“ beantwortet würde – weil „Gott“ für sie nur eine Metapher darstellt, die sich aus falsch gestellten und ebenso falsch beantwortetem theologischem Fragen ergibt. Für sie gibt es zwar Gott (als Konstrukt unserer Phantasie, das aber sehr geschichtswirksam geworden ist; man denke nur an die vielen „heiligen Kriege“!), aber er existiert nicht – außer in unseren Köpfen als falsche Vorstellung: Und sogar für diese Vorstellung ist der Begriff der Existenz falsch verwendet, weil wir mit „existieren“ nur ein Dasein in der Raumzeit meinen, nicht aber Abstraktionen oder (bildhafte) Vorstellungen. Wir kommen später noch darauf zurück.

[12] Würde diese fundamentale Einsicht allgemein akzeptiert, käme es nicht zu so absurden Fragen, „wo“ unser Universum denn nun eigentlich wäre: eines vieler Multiversa nämlich, Teil quasi eines Hyperuniversums, heißt  da die Antwort (z. B. in „Spektrum der Wissenschaft“), mit Hyperraum und Hyperzeit … Auch das wird „geglaubt“ – wie „Gott“.

[13] Wir sprechen von Selbstbewußtsein, wenn das Bewußtsein von Zeit auftritt. Ob Tiere (höhere mit größerer  Wahrscheinlichkeit) auch Zeit kennen, ist schwer nachzuvollziehen bzw. zu überprüfen. Und Bewußtsein ohne Zeitempfinden können wir uns nicht vorstellen: Wie lebte es sich ohne Zeitempfinden? Wir wissen es nicht. Wie wäre Welt ohne Bewußtsein? Gar nicht! Das ergibt sich aus Denknotwendigkeit … zumindest für philosophisch Geschulte. Hoffentlich!

[14] Ich setze „zwischen“ unter Anführungszeichen, weil (Selbst-)Bewußtsein und (seine) Welt nicht trennbar, sondern Eines sind: Diese Erkenntnis oder besser Einsicht wird die Quintessenz dieser Arbeit sein.

[15] „Unmittelbar“ meint, keines Mittels (z. B. der Vernunft) zu bedürfen, um zu überleben: also etwa instinktiv zu agieren (Actio–Reactio), ohne zu wissen“, daß man lebt. Wir denken uns jedenfalls das Leben der meisten Tiere so. Wir als nur mittels (!) unserer Vernunft überleben Könnende, sind nämlich gar nicht mehr in der Lage, uns diese Art von vernunftloser Existenz vorzustellen. Für uns ist die Welt von Vernunft durchwoben (Hegel: „Alles, was wirklich ist, ist vernünftig; alles, was vernünftig ist, ist wirklich.“  Auch große Geister können irren …)

[16] Das biblische Essen vom Baum der Erkenntnis: „Da gingen beiden die Augen auf, und sie merkten, daß sie nackt waren.“ (Gen. 3,7)

[17] „Und als er (Gott; Anm. des Autors) den Menschen vertrieben hatte, stellte er im Osten des Gartens von Eden die Cherubim auf und das zuckende Flammenschwert zur Bewachung des Weges zum Baume des Lebens.“ (Gen. 3,24)

[18] Wittgenstein: „Wie auch beim Tod die Welt sich nicht ändert, sondern aufhört.“ (TLP 5.63)

[19] Wittgenstein: „Die Welt ist alles, was der Fall ist.“ (TLP 1)

[20] Frei nach Goethe:  „… was die Welt / im Innersten zusammenhält.“ Also etwa Elementarteilchen (Quanten) und Kräfte (starke und schwache Wechselwirkung, Elektromagnetismus und Gravitation. Ach ja: und dunkle Energie und Materie – was immer das auch sein mag: Wir können beide ja nicht beobachten, weil sie „dunkel“ sind … Übrigens: „Gott“ wäre auch so eine „Kraft“ – wenn auch keine naturwissenschaftliche …)

[21] Womit wir – primitiv gedacht – wieder bei Berkeley wären. Der mußte sich aber – nach der hochnotpeinlichen Befragung – seinen Gott konstruieren, um aus der Fall zu kommen … Wir wollen uns aber keinen Gott konstruieren – und auch in keine Falle laufen!

[22] sic „Schöpfung“ oder „Urknall“

[23] z. B. das des religiösen Glaubens, des naturwissenschaftlichen Glaubens, des Glaubens an Gespenster, Geister und „Rebirthing“ (Wiedergeburt) … des Weiterlebens „nach“ dem Tod … Der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Objektives Nachprüfen würde entscheiden? Kennen Sie den? „Wer viel mißt, mißt viel Mist.“ – und naturwissenschaftliche Experimente sind damit gemeint. Aber die Gegenseite ist auch nicht uncool: Dort heißt das Zauberwort des „Beweises“ „Offenbarung“. Nur wer glaubt, wird selig, denn ihrer ist das Himmelreich …

[24] siehe u. a. www.vabene.at. Auf „Aufsätze“ klicken und dann auf „Schön borniert“. Oder in „Gott. Wozu.“ (a. a. O.) Seiten 359–369

[25] Naturwissenschaft fordert heute – im Westen zumindest, wenn man von den Kreationisten absieht – quasireligiösen Anspruch: Es ist so, wie behauptet (= angeblich: bewiesen). Das Universum ist aus dem Urknall hervorgegangen. Wer anderes behauptet, wird aus der Scientific community ausgeschlossen – ein moderner „Kirchenbann“ quasi …

[26] Was ist für Sie leichter zu akzeptieren? Dieses „Ja“ – oder „Gott“? Sie alleine entscheiden! Denn nur Sie sind frei in Ihren Entscheidungen  – „Gott“ nämlich bräuchte und könnte sich gar nicht zu entscheiden. Wozu auch? Wer allmächtig ist, bedarf keiner Entscheidungen … Sie sehen schon: Das geht nicht auf, das mit dem Konstrukt „Gott“!

[27] Nicht alle Kugelschreiber sind rot und aus Metall – aber mit allen kann man schreiben: und zwar aufgrund des Prinzips einer in Tinte rollenden Kugel. Mit Füllfedern kann man auch schreiben – die haben zwar Tinte, aber keine Kugel …

[28] Darunter versteht man die Entwicklung des Universums als Ganzes.

[29] Es ist hier nicht der Platz, auf den Unterschied zwischen abzählbar, un- bzw. überabzählbar einerseits und unendlich hinzuweisen. Genaueres siehe jedenfalls in „Gott. Wozu.“, a. a. O., „Der Spuk des Unendlichen“, S. 235–245.

[30] Multiversa sind – im Gegensatz zu ihrem verwirrenden, aber leider eingebürgerten Begriff als „Viele-alle“ nicht abzählbar, weil Abzählbarkeit nur für ein (sic!) Universum und (s)eine Raumzeit gilt: Weil Ereignisse (und nur solche sind abzählbar!) stets raumzeitlich und nur so erfahrbar sind. Erfahrung ist auf die jeweilige Raumzeit beschränkt. Andere Raumzeiten (= Multiversa) sind uns prinzipiell nicht erfahrbar, daher auch unabzählbar. Andererseits ist ihre Realität die einzige, die keine Konstruktion ist! Multiversa ergeben sich vielmehr denknotwendig aus der Unmöglichkeit der Zufälligkeit unserer Elementargrößen (siehe „Universum und Bewußtsein“, a. a. O., S 143–170)! Multiversa sind unabdingbar (= absolut) wahr, also – in Anlehnung an Spinoza – eine essentielle (oder attributuelle) und keine akzidentielle Wahrheit, wie sie sonst nur Gott von den Theologen zugesprochen wird … Hätte irgend jemand irgendwann vielleicht einmal behauptet, daß ernst genommene und radikal durchdachte Philosophie einfach wäre?

[31] Auch über Multiversa siehe die vier bereits erwähnten Bücher des Autors, a. a. O.

[32] eine bemerkenswerte Wortschöpfung von Matthias Beck in unserer Disputation!

[33] Über Information siehe „Einstein und mehr“, a. a. O., S 99–125 und „Information – codierte Notwendigkeit?“ Gastkommentar von Walter Weiss in: Peter Kotauczek/Fritz Maywald: „Die Weltbildmaschine – Grundlagen der Humaninformatik“, Wien –  Klosterneuburg 2005

[34] Wir wollen den Ausdruck „Zeit“ vermeiden – aber „Periode“ ist natürlich auch nicht viel besser. Wir sehen schon: Worüber immer man redet oder schreibt: Ohne Zeit geht gar nichts … Alleine diese Einsicht macht schon jeden Schöpfungsmythos obsolet, auch wenn der „Beginn“ dort als „im Anfang“ und nicht „am Anfang“ umschrieben wird: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ (Gen. 1, 1) „Im“ verschleiert einen Zeitraum, also ein Werden, „am“ hingegen einen punktuellen Beginn … Man sieht schon: Selbst die Ältesten hatten sich bei ihren Formulierungen Tiefphilosophisches gedacht: Was man den Urknallern nicht konzedieren kann …

[35] Deshalb wird ja der „Urknall“ von Rom toleriert, ja nachgerade favorisiert, weil er dem biblischen Schöpfungsmythos tolerierbar entgegenkommt. Philosophisch betrachtet sind natürlich beide unhaltbar.

[36] Daher kann Theologie den Schöpfungsmythos auch nicht überwinden: Weil er nicht Widerspruch, sondern  Unsinn ist!

[37] … aber nicht unbedingt logisches Denken, wenn darunter die zweiwertige Logik verstanden wird. Alles ist Eines ergibt in der dualistischen (= zweiwertigen) Logik einen Widerspruch, in den mehrwertigen Logiken aber Sinn: nämlich den eben oben deduzierten! Ein eindeutiger Widerspruch läge vor, wenn jemand sagte: Alles ist gleichzeitig Eines und Nicht-Eines. Das Widerspruchsprinzip gilt übrigens auch für mehrwertige Logiken.

[38] Hier bewußt im Sinne des Wegschreitens vom Poly- und Dualismus und nicht als Weiterentwicklung verstanden! Monistisches Denken ist älter als polytheistisches! Man denke etwa an Lao-Tse ca. 600 v. Chr.

[39] Erinnert sei an dieser Stelle an die schöne buddhistische Aufforderung: „Triffst Du Buddha unterwegs, so töte ihn.“

[40] Mystik ist per se nicht negativ besetzt. Sie meint „Einssein“ mit allem und ist nur dem dualistischen (rationalen) Denken suspekt. Auch das Christentum versteht sich über weite Strecken als mystisch – allerdings reduziert auf die Einswerdung mit Gott … versucht also die von ihm behauptete „Entfremdung zu Gott“ (durch den „Sündenfall“) zu überwinden. Wer das „Essen von Baum der Erkenntnis“ nicht als Sünde bewertet, benötigt natürlich auch keinen „Erlöser“ … Wie einfach es in mancher Hinsicht Atheisten doch haben …

[41] JAHWE ist nicht der Name des jüdischen Gottes! Er darf auch nicht ausgesprochen oder angerufen werden!

[42] In der zweiwertigen Logik wird der Ausspruch „Ich bin, der ich bin“ als Tautologie oder Zirkeldefinition, als Scheinprädikation bezeichnet. In mehrwertigen Logiken enthält diese Aussage Einblick in die tiefste Wahrheit!

[43] Tatsächlich erfolgen die „Abbildungen“ des Urknalls auf diese Weise: Indem man Zeichnungen publiziert, wo sich der Betrachter (!) außerhalb (!) des Universums (das „eben erst“ entsteht) befindet, und sich das „Ganze“ (minus dem Betrachter allerdings!) fußfrei anschaut. Wahrlich ein Unfug …

[44] „Allmacht“ bedeutet nur, aus dem Möglichen zu verwirklichen. Unmögliches ist gar nicht verwirklichbar! Nur Mögliches kann werden! Daher können Fische auch nicht fliegen, und atmen Vögel nicht durch Kiemen. Die „Zufälle“ der Anpassungen und Mutationen der Evolution(en) sind gar nicht so blind, wie sie scheinen mögen, sondern arg beschränkt: auf die jeweilige ökologische Nische nämlich – egal in welchem Teil eines Universums.

[45] Ein philosophischer und grammatikalischer Irrwitz, diese Formulierung. Aber sie zeigt, daß Sprache sinnvoll nur innerhalb des Erlebten verwendet werden darf – dazu (und nur dazu!) ist sie ja auch erfunden worden bzw. hat sie sich entwickelt.

[46] Der große Romano Guardini (1885–1968) war – leider – ein solcher. Viele kleine Kardinäle heute sind es nach wie vor … Ganz schön borniert!

[47] Ich danke natürlich auch meinem Freund Robert Hofstetter für das akribische und kritische Durchlesen dieser Arbeit – und seine Ermutigung, meine Gedanken zu publizieren und Herrn Univ. Prof. DDr. Matthias Beck persönlich zur Kenntnis zu bringen.