DIE DAUER DES DAUERNDEN

Über das Phänomen von psychischer und physi(kali)scher Zeit

von Univ.-Lektor Prof. Mag. Dr. Walter W. Weiss

I) ZEIT UND BEWUSSTSEIN

Der Moment als elementare Einheit

"Verweile doch, o Augenblick, du bist so schön", heißt es in Goethes Faust. Und genauso, wie der Altmeister der deutschen Literatur mit seinem Faust dramaturgisch auch philosophisch fast alles aufgearbeitet hat, was sich nur aufarbeiten läßt, trifft er mit diesem Vers das Wesentliche der Zeit punktgenau: den Augenblick. Dieser, in der Psychologie als "Moment" bezeichnet, gilt als Wesen(tliches) der (psychologischen) Zeit: als elementare Einheit nämlich. Dabei werden unter elementaren Einheiten nicht mehr weiter aufspaltbare kleinste Quantitäten ("Quanten") verstanden, deren Sosein nicht mehr weiter hinterfragt werden kann:1) das menschliche Kausaldenken stößt an seine Grenze. Wohl können wir mutmaßen, ja sogar ausrechnen, was nicht oder anders wäre, wenn eine Elementargröße einen anderen Betrag hätte; aber warum der gemessene Betrag seine Größe hat, entzieht sich jedem physikalischem Diskurs.2)

Der menschliche Augenblick oder Moment kann nun als eine ebensolche elementare Größe, wenn auch keine physikalische, sondern eine physiologische, gesehen werden: Wir vermögen ein Bild nur dann wahrzunehmen, wenn es dem Auge mindestens 1/16 Sekunde lang unverändert geboten wird. Erscheint es unserem Gesichtsfeld in kürzerer Zeit, nehmen wir es nicht mehr bewußt wahr.

Das Kino "lebt" von dieser Entdeckung: Werden 16 Bilder pro Sekunde geboten3) und ist jedes dieser Bildchen vom vorherigen ein wenig verschieden, erleben wir den Inhalt dieser Bilder, wenn sie uns in kontinuierlicher Abfolge geboten werden, als bewegt. Werden natürliche Bewegungen mit mindestens 16 Bildern pro Sekunde von einer Filmkamera aufgenommen und mit derselben Geschwindigkeit vom Projektionsapparat wieder dargeboten, erleben wir im Film jede Bewegung als natürlich: Die auf der Leinwand gezeigte Bewegung läuft genauso schnell ab, wie in Wirklichkeit. Nimmt man eine natürliche Bewegung mit mehr Bildern als 16 pro Sekunde auf und läßt man den Film dann normal (also mit 16 Bilder pro Sekunde) abspulen, erleben wir das Phänomen der Zeitlupe: die Bewegung erscheint verzögert. Umgekehrt werden beim Zeitraffer weniger Bilder als 16 pro Sekunde aufgenommen; normal abgespielt erscheint uns die Bewegung beschleunigt.

Der Moment beträgt allerdings nur für die Art des Homo sapiens 1/16 Sekunde. Schnecken haben einen Moment von 1/4 Sekunden (!), Hunde von etwa 1/40, Sperber und Habichte gar einen von 1/100. Mit diesen unterschiedlich kurzen (oder langen?) Momenten erleben die verschiedenen Lebewesen ihre Umwelt differenziert: So ist die von Schnecken erlebte Welt gar nicht so "langsam", wie sie von uns Menschen interpretiert werden mag: Die Schnecke nimmt ja Veränderungen erst dann wahr, wenn ihr ein Reize langsamer als 4 mal pro Sekunde geboten wird. Ansonsten reagiert das Tier nicht. Eine Schnecke bewegt sich in ihrer Welt also 4 mal so schnell wie es uns erscheint, da in jener Zeit, in der unser Bewußtsein 16 Bilder geboten bekommt, die Schnecke nur 4 Reize empfängt (Zeitraffer). Eine Schnecke würde daher den Minutenzeiger einer Uhr als bewegt erleben.

Raubvögel mit ihrem Moment von einem Hundertstel Sekunde sehen hingegen sogar eine Gewehrkugel fliegen: und die bringt es immerhin auf 800 m/sec. Falken erleben Bewegungen in ihrer Welt rund 7 mal langsamer als wir es tun. Daher kann der Habicht auch die Feldmaus schlagen, weil er Zeit genug hat, ihr nachzufliegen (Zeitlupe).

Geschwindigkeit als erlebte wird damit zu einem artspezifischen Phänomen: was für uns zu langsam ist, um erkannt zu werden, erscheint dem anderen als bewegt; was für uns zu schnell ist, um zu reizen, ist dem anderen erfahrbar.

Ziemlich relativ also das ganze.

Zeit als bewußt erlebte Bewegung

Wie schnell ist daher eine Bewegung absolut? Wir erkennen sofort den Widersinn der Frage. Absolut (vom lateinischen: absolvere = losgelöst) wovon? Vom Moment? Erst der Moment läßt uns Bewegung erkennen! Bewegung ist daher immer abhängig von dem sie erlebenden Bewußtsein und ihre Geschwindigkeit daher immer relativ. Erst in Bezug auf unsere Beobachtung und im Vergleich zu anderen Bewegungen werden Geschwindigkeiten differenzierbar!4)

In der Physik ist Geschwindigkeit als Weg pro Zeiteinheit (s/t) definiert. Im CGS-System also als cm/s (=Zentimeter pro Sekunde), wobei wir Autofahrer von km/h oder "Stundenkilometern" sprechen. Damit haben wir der Schnecke oder dem Habicht gleich zweierlei voraus: den Längen- und den Zeitbegriff. Der Längenbegriff ordnet die räumliche Erstreckung, der Zeitbegriff die Dauer einer Veränderung, die in den meisten Fällen eine Ortsveränderung, also eine Bewegung ist. Die Einheiten von Länge und Zeit ergeben sich aufgrund von Definitionen, die durchaus sehr mühsam (aber auch exakt!) sein können: So ist die Ära der Gültigkeit des Pariser Urmeters längst vorbei: Das Meter ist vielmehr seit 1983 definiert als jene Wegstrecke, die das Licht in Vakuum während der Dauer von 1/299 792 478 Sekunde durchläuft. Auch die Definition der Sekunde ist nicht mehr der 3600. Teil einer Stunde, diese der 24. Teil eines Tages und dieser der 365,5. Teil eines siderischen Jahres, sondern die Dauer von 9 192 631 770 Schwingungen der Strahlung, die von einem Caesiumatom 133 ausgesandt wird..

Wie exakt die Definition einer Maßeinheit auch sein mag: ihr liegt immer zugrunde, daß diese Einheit mit etwas anderem verglichen oder von ihm als Bruchteil abgeleitet wird. Diesem Vergleichen sind aber stets Bewußtsein und Subjektivität (also ein Ich) vorausgesetzt: Etwas, das wir - berechtigt oder nicht - allem Nicht-Menschlichen traditionell absprechen: Tiere mögen zwar ein Bewußtsein haben, sollten aber kein Ich sein.5)

"Schnell" und "langsam" sind aber nicht nur bloße Zahlenwerte im CGS-System, sondern auch dem psychischen Erleben untergeordnet. Jede Empfindung richtet sich nach der kurz davor gemachten vergleichbaren aus ("Ankerreiz"). Wer mit 130 km/h von der Autobahn kommt und plötzlich 50 km/h im Ortsgebiet fahren muß, glaubt zu schleichen. Fährt ein Auto durch eine Spielstraße oder 30 km/h-Zone mit 50 km/h, erntet der Fahrer Flüche der Passanten oder ein Strafmandat, je nachdem.

Ein angeregter Abend ist im Nu verflogen, das Warten beim Zahnarzt oder auf die Geliebte will nicht vergehen. Gescheite Abhandlungen sind über dieses Phänomen geschrieben worden, sodaß wir uns auf deren Resumé beschränken wollen: Geschieht in einem bestimmten Zeitraum wenig, ist uns fad (=es dauert uns zu lange); passiert viel (=ist es spannend oder interessant), "verfliegt" uns die Zeit: Je mehr unterscheidbare Momente wir erleben, desto rascher "vergeht" uns die Zeit.

Die Qualität der Wahrnehmung von Veränderung ist also abhängig von der Elementarlänge des Momentes und damit eng auf unsere Sinnenfenster begrenzt. Die Interpretation der Dauer von Veränderung als Zeit und Bewegung bedarf zusätzlich des Selbstbewußtseins. Man kann daher resümieren: Zeit und Bewegung gibt es nur für uns und weil wir sie erleben. Tiere kennen keine Zeit - und Tote haben keine.

Objektive Veränderungen

Da es keine Zeit und Bewegung außerhalb unserer Wahrnehmung gibt, erschafft folgerichtig der extreme Solipsist mit seinem Bewußtsein de facto die ganze Welt: außerhalb des eigenen Bewußtseins gibt es nichts! Dies steht natürlich im Erfahrungswiderspruch von Wissenschaft und Alltag: Jeder Überlebende weiß, daß die Welt mit dem Tode des Nächsten nicht untergeht! Dennoch ist der Solipsismus gedacht und ernsthaft verteidigt worden.6)

Da befindet sich der Konstruktivist schon mehr im Einklang mit der Erfahrung: er beschränkt sich darauf, nur seine Welt mit seinem Bewußtsein zu erschaffen. Und jeder weiß (besser: sollte wissen), daß die Welt, wie sie der einzelne erlebt, tatsächlich nur dessen höchst subjektive ist. Diese Welt stirbt auch mit ihm, und die Welten der ihn Überlebenden hat er ja nie direkt kennengelernt: keiner erlebt das Zeitempfinden des jeweils anderen, niemand dessen höchst persönliches Empfinden von Entfernung, Veränderung, Bewegung und Geschwindigkeit; von der Intensität der Gefühle, der Interessen und Beweggründe eines anderen ganz zu schweigen. Wir wissen ja nicht einmal, ob der andere bei Rot die gleiche Farbempfindung hat, wie unsereiner.

Der Fehler des Solipsismus liegt darin, daß Zeit und Bewegung verabsolutiert werden und - was letztlich auch die Wissenschaft tut - als weltkonstituierend angesehen werden. Dies sind sie natürlich nicht, wie wir aufgrund unserer Überlegungen bezüglich des Momentes erkannt haben. Was weltkonstituierend ist, sind die Voraussetzungen von Zeit und Bewegung: nämlich Dauer und Veränderung! Daher steht der Konstruktivismus nicht im Widerspruch zur Naturwissenschaft, sondern unterscheidet - philosophisch völlig richtig - zwischen subjektiver und objektiver Welt.

Zenon und Dornröschen

Machen wir ein Gedankenexperiment: Je kürzer der physiologische Moment wird, desto langsamer - bezogen auf das menschliche Erleben - erscheint jede Bewegung (Zeitlupe: mehr Bilder pro Sekunde!). Wenn ein Sperber mit seinem Moment von 1/100 Sekunde eine Gewehrkugel, die immerhin 800 m/s zurücklegt, fliegen sieht, die - nach unserem Empfinden - überhaupt nicht mehr "fliegt", sondern einfach nach einer bestimmten Zeit (die wir an anderem Bewegten als verflossen empfinden!) ihr Ziel erreicht hat: Und zwar ohne - für unser Empfinden - dazwischen irgendwo und überhaupt gewesen zu sein: Als wie langsame Bewegung muß eine x-beliebige Veränderung empfunden werden bei einem Moment, der immer kürzer wird? Wann "friert" Veränderung ein und hört damit auf, Bewegung zu sein ? Keine Bewegung bedeutet aber, unendlich lange Zeit oder, anders ausgedrückt: Wird keine Bewegung wahrgenommen, "verrinnt" keine Zeit mehr.

Im Märchen von Dornröschen friert im Moment des Spindelstichs jede Bewegung ein: Die Hand des Kochs, der eben den Küchenjungen züchtigen will, bleibt inmitten ihrer Bewegung stocken, die Zeitspanne bis zum Schlag dehnt sich ins Unendliche, die Zeit hat keinen Takt (keine Momentfrequenz) mehr. Erst als nach 100 Jahren (die allerdings außerhalb des Schlosses vergangen sind, also - physikalisch gesprochen - außerhalb der Welt oder des Systems des Schlosses) der Märchenprinz die Prinzessin küßt, beginnt die Zeit wieder zu takten: Und als erstes kriegt der Küchenjunge seine Watsche! Für Dornröschen, dem Koch und dem Küchenjungen waren diese 100 Jahre aber nie existent. Zwischen Stich und Kuß einerseits und Aufreiben und Ohrfeige andererseits ist keine Zeit verronnen. Die drei Akteure im Schloß haben also von dem eingetretenen Fluch der bösen Verwünscherin nichts bemerkt - der Prinz sehr wohl.

Wir nähern uns mit Dornröschen dem Problem der Zenonschen Aporien7), vor allem jener des Fliegenden Pfeils. Nach Zenon fliegt ein Pfeil "in Wirklichkeit" gar nicht, weil er in jedem "Moment" einen bestimmten Platz im Raum einnehmen muß. Wir modifizieren Zenon nun ein wenig und argumentieren nicht mit unendlich vielen Raumstrecken, sondern mit unendlichen vielen Augenblicken. Unterteilt man die Flugdauer des Pfeiles nämlich in unendlich viele Augenblicke, muß sich der Pfeil zu jedem Augenblick an einer bestimmten Raumstelle befinden. Und da zwischen jeweils zwei unendlich vielen Augenblicken immer noch einer sein muß, und das ad infinitum, kann sich der Pfeil niemals von der Stelle bewegen, da er ja zu jedem Augenblick an einem ganz bestimmten Ort gebunden ist. Also kann er gar nicht fliegen...

Wir wissen natürlich, daß dies Unfug ist und Abertausende Indianer und Pioniere von ihren Pferden geschossen wurden - aber warum ist die zenonsche Argumentation Unsinn? Immerhin haben die Zenonschen Aporien rund 2300 Jahre lang allen Denkenden viel Kopfzerbrechen bereitet!

Nun, es gibt verschiedene Zugänge zur Auflösung dieses Paradoxons, einer komplizierter als der andere. Die einfachste Lösung dürfte die philosophische Einsicht sein, daß Unendliches nicht realisierbar ist und im Endlichen ergo nicht realiter auftritt. Man kann zwar gedanklich zwischen jeweils zwei Augenblicke einen weiteren setzen, nicht aber praktisch: Wir wissen, daß ein Augenblick eine gewisse Zeitspanne lang dauert: und zwar artspezifisch verschieden lang, mit einem jeweils ganz bestimmten Wert. Ein Pfeil fliegt also tatsächlich, da er zum jeweils nächsten Augenblick (nach 1/16 Sekunde in der Humanwelt) eben schon wo anders ist.8)

Lassen wir - gemäß unserem oben angekündigten Gedankenexperiment - den physiologischen Moment doch gegen Null gehen. Dabei sollten sich eigenwillige Phänomene ergeben. Eingedenk des Umstandes, daß mit kürzerem Moment Bewegungen immer langsamer erscheinen, sollte bei einem Moment von unendlicher Kürze - also von der Zeitspanne Null - jede Bewegung erlahmen: Zenons Pfeil ruhte tatsächlich im Fluge, Meteoritengeschoße erstarrten, selbst Photonen kämen - scheinbar - zum Stillstand: das Licht leuchtete dem momentlosen Bewußtsein nicht mehr: es herrschte Dunkelheit.

Wenn keine Bewegung mehr erkannt werden kann, also auch keine stattfindet, ist auch jeder Zeitmessung die Grundlage entzogen. Denn bekanntlich sind Zeit und Bewegung tautologisch definiert: Zeit kann nur durch (periodische!) Bewegung (=Ortsveränderung) gemessen und Bewegung nur durch Ortsveränderung innerhalb einer bestimmten Zeit bestimmt werden (Stoppuhr!). Bei unendlich verkürztem Moment wären also die Folgen:

# keine Bewegung, also absolute Ruhe

# keine Zeit, also Ewigkeit

# kein Erleben, also Tod

# keine Welt, also Nichts.

Solipsistisch und konstruktivistisch ergeben sich aus diesen Folgen keine philosophischen Schwierigkeiten: stringenter könnte der Tod von Bewußtsein nicht deduziert werden. Und vielleicht tritt das Ende von Bewußtsein (sein Tod) auch auf diese Weise ein. Wir wissen es nicht.

Resumé I und Ausblick auf Teil II

Zeit und Bewegung sind das bewußte Erleben von Dauer und Veränderung - nur diese sind bewußtseinsunabhängig. Sie spannen die Welt auf, völlig unabhängig davon, ob es Bewußtsein (=Menschen) gibt, die die Welt erfahren, oder nicht. Dauer und Veränderung sind es also recte, mit denen sich die Physik beschäftigen sollte - und nicht Zeit und Bewegung. Alle Formalismen, alle Gleichungen, mit deren Hilfe die Physik versucht, das So-sein der Welt - mathematisch, also abstrakt - zu erklären, sollten also, wenn die Zeit formalisiert ist (t), die Dauer meinen, wenn die Bewegung formalisiert ist (v= s/t) die Veränderung.

Die Auflösung der Zenonschen Aporien hat gezeigt, daß Unendliches (in der Formalisierung der Physik und der Mathematik: oo) im Endlichen nicht realisiert werden kann. Dennoch kommen in den Gleichungen der Physik, u. a. auch bei der Beschreibung von kollabierenden Sternen, unendliche Werte vor: etwa bei der Materiedichte als Folge des ungebremsten Zusammenstürzens von Sternen. Schon Einstein errechnete im Zuge der Entwicklung seiner Relativitätstheorie Materiedichtewerte, nach denen sich der Raum (in der 4-dimensionalen Version der Interpretation der Einsteinschen Relativitätstheorie) unter Einfluß der Gravitation sosehr krümmt, daß er in eine Singularität entartet, also "gegen unendlich" geht.

Wie ist diese "Realisierung" von Unendlichem "im" Endlichen (also im Raum-Zeitlichen, besser im Dauernd-Veränderlichen) zu interpretieren? Wie kann eine Analogie hergestellt werden zwischen Nicht-Realisierbarkeit der unendlichen Teilbarkeit von Strecken (=Raum) und Momenten (=Zeit) einerseits im Bereich des bewußten Erlebens und andererseits dem errechneten Auftreten von Singularitäten im sogenannten Raum- Zeit-Kontinuum (RZK) der Physik, das ja eine Welt beschreibt bzw. beschreiben will, wie sie auch ohne Bewußtsein existiert bzw. als existent vorausgesetzt ist?

Was ist es, das Mond- und Merkurkrater schafft, Trogtäler formt und als "Licht" versengt, entflammt, zerstört - aber auch schöpft: Leben nämlich?9) Es ist die stete Veränderung von allem Vereinzelten, Körperlichen, Form- und Stoff-Habenden, sein Werden, sein Da-Sein und Vergehen. Und genauso, wie Zeit nicht losgelöst von der Bewegung denkbar ist, ist das solcherart (An-)Dauernde ohne seine Veränderung nicht existent: Das (An-)Dauern des Da-Seienden i s t nur durch seine Veränderung im RZK verwirklicht (=realisiert).

Was aber ist dieses Dauernde?

II) DAUERNDES ALS VERÄNDERTES

Unendliches im Endlichen

Die Kernfrage ist offensichtlich folgende: Ist unser Gedankenexperiment wirklich nur ein Gedankenexperiment oder kann das Unendliche - gemäß der Formeln u. a. Einsteins - tatsächlich "realisiert" werden? Und wenn "ja", dann wie? Als Unendliches selbst sicherlich nicht, denn Realisierung bedeutet ja Ver-Endlichung oder Endlich-Werden als einzelnes bzw. Vereinzeltes. Wenn das Verlöschen von Bewußtsein als Vernichten der Momentdauer interpretiert wird, so erfolgt dieses Verlöschen jedenfalls niemals in der Realität - und zwar weder in jener des Sterbenden, noch in der des Beobachtenden: und doch wird milliardenfach realiter gestorben - aber stets nur für die jeweils überlebenden, außenstehenden Beobachter. Weder kann der Tod vom Sterbenden selbst er- oder gar überlebt werden, noch kann das Verlöschen des sterbenden Bewußtseins - als dieses sterbende Bewußtsein selbst nämlich! - vom Außenstehenden mitvollzogen werden. Sowohl in solipsistischer Sicht als auch nach konstruktivistischer Denkart ist der Tod des Sterbenden nur als ein von außen her beobachteter und nur für den Beobachtenden Realität. Der Gestorbene "kriegt seinen Tod nicht mit" und selbst der schließt bloß aus verschiedenen beobachteten Parametern (z. B. medizinischen wie Herz- und Hirntod) auf den zwischenzeitlich eingetretenen Tod des Gestorbenen. Für den Sterbenden ist die Beobachtung seines eigenen Sterbens per definitionem des Todes (= Ende der Beobachtungsmöglichkeit) nicht möglich, für den Außenstehenden detto nicht, weil er sich nicht in jener (Bewußtseins-)Welt des Sterbenden befindet, sondern in einer anderen: in der eigenen nämlich.

Beobachtende Parallelen mit dem Phänomen der Schwarzen Löcher und der prinzipiellen Unmöglichkeit deren direkter Beobachtung drängen sich auf. Auch Schwarze Löcher (SL) können ja von außen nicht direkt beobachtet werden, sondern sind durch den sogenannten Schwarzschildradius oder Ereignishorizont (EH) vom RZK unserer beobachtbaren Welt (=Universum) abgetrennt und prinzipiell (!) nicht informationsdurchlässig. Ihre "Existenz" "hinter" ihrem jeweiligen EH wird ja - wie der Tod eines Sterbenden - nur erschlossen bzw. errechnet.10) Ein SL ist übrigens ein solches auch nur von unserer Welt des RZK aus betrachtet - und selbst dies ist, wie oben dargelegt, nur indirekt möglich. Was es "wirklich" ist, zu fragen, ist eigentlich absurd: Es existiert für unsere Wirklichkeit gar nicht, da es per definitionem von der Wirklichkeit des RZK "abgeschnürt" ist.

Was beim physischen Durchstoßen eines EH passiert, ist - mathematisch - vom Radius des SL abhängig. Die Varianzen schwanken zwischen sofortigem gravitativem Zerreißen eines hypothetischen Körpers - zumindest nach den heutigen Interpretationen der spekulativen Gleichungen - bis zur Vernichtung jeglicher Struktur durch Erreichen unendlich hohen Druckes und unendlich hoher Temperatur bei weiterer Annäherung an das Zentrum des SL. Was und "wo" immer "etwas" passiert: nach außen, d. h. in unser RZK, dringt darüber keine Information. Und dies gleich aus zwei Gründen: dem physikalischen, da gegen unendlich hohe Gravitation keine Information entweichen kann; und dem philosophischen: wo keine Struktur auch keine Information.

Abermals drängt sich eine Analogie zum Unterschied zwischen Bewußtsein und der außer ihm befindlichen "objektiven" Welt des RZK auf. Auch die verschiedenen Bewußtseine untereinander kommunizieren miteinander niemals direkt: Die Kommunikation zwischen ihnen (jede Art von Sprache inklusive Körpersprache, Gestik und Mimik) erfolgt nur über durch Konvention abgesicherte und definierte Begriffe, über deren exakte Geltungsbereiche (=Begriffssphäre) ohnedies in den seltensten Fällen Einigkeit herrscht: Wenn zwei Menschen ein- und denselben Begriff verwenden, überdecken sich ihre jeweiligen Begriffsinhalte meistens nur partiell!

Vielleicht ergibt sich durch diese Analogien (es ist nicht alles ein Vergleich, was hinkt!) ein besseres Verständnis des von uns unabhängig Dauernden und sich Verändernden, das w i r ja stets nur als im Raum (als dem Garanten für das Auseinander der Dinge) Befindliches und sich in der Zeit (als der bewußt wahrgenommenen örtlichen Veränderung von Körpern im Raum) Veränderndes erkennen können.

Kommt es also im endlichen RZK als der realen Welt unserer Erfahrung, die ja letztlich Gegenstand der Physik ist, zu "Ereignissen" oder Phänomenen, in denen Unendliches "auftritt"?11) Physiker werden diese Frage mit dem Hinweis auf das Phänomen der Singularität bejahen. In einer Singularität treten tatsächlich Unendlichkeiten auf, vor allem bei zwei in der heutigen Physik vieldiskutierten vermuteten Phänomenen:

1. im Urknall kosmologischen Standardmodells "entsteht"12) das Endliche unseres Universums aus dem Unendlichen der Singularität des Urknalls, und 2. an den Schwarzschildradien (=EH) der SL steht die Zeit still, d. h. sie konvergiert für den außenstehenden Beobachter gegen unendlich (=ewig): als Folge der unendlich hohen Gravitation, die sogar das Licht "einfriert", also c gegen 0 gehen läßt!

An (oder "in") Singularitäten (also sowohl jener des Urknalls als auch jener der SL) endet jede Information: Im Urknall "entsteht" ja erst Struktur - und Struktur ist die Voraussetzung für Information bzw. i s t Information! Und an Schwarzschildradien wird jede Information über die Struktur und ihre Veränderung ununterscheidbar. Sie geht als Singularität - für den Beobachter! - verloren.

Schwarze Kühe in der Nacht

Da schon Hegel sehr erfolgreich darüber philosophierte, daß "in der Nacht alle Kühe schwarz" seien und mit dem Begriff "Nacht" die totale Negation von Bestimmbarkeit umschrieb, hat die obige Erkenntnis natürlich fatale - oder erhellende - Folgen:

Der Begriff der "Bestimmbarkeit" meint, daß alles, was ist, von einem beobachtenden Bewußtsein (von wem sonst?) positiv, also bejahend und gegen anderes abgrenzend, beschrieben werden können muß: kurz, alles, worüber gesprochen werden kann13), muß Eigenschaften haben bzw. müssen ihm Eigenschaften zugeschrieben werden können. Erst durch ihre verschiedenen Eigenschaften unterscheiden sich die Dinge voneinander. Sind keine Unterschiede angebbar, versinkt alles "in der Nacht" des Ununterschiedenen, des Eigenschaftslosen: "im" Nichts. "Im" steht deswegen unter Anführungszeichen, da es keinen örtlichen Bezug meinen kann und darf. Ein Ort ist ja nur deswegen dieser (und nicht ein anderer) Ort, weil er sich eindeutig von allen anderen unterscheidet. Es ist das Wesen des Raumes, aus verschiedenen (eigentlich unzählig vielen) topoi (=Orten) zu bestehen. Dem Nichts mangeln aber auch die Bestimmungen des Raumes und der Zeit (besser: des Dauernden und sich Verändernden). Also ist "im Nichts" weder örtlich zu verstehen, noch zeitlich; nicht dauernd, nicht veränderlich - überhaupt nicht seiend. Wir kommen mit diesem fortschreitenden Negieren von Bestimmbaren recht gut an das heran, was die Kosmologen mit "Singularität" meinen.

"Nichts" existiert daher aufgrund seiner Eigenschaftslosigkeit gar nicht; es nichtet, wie es Heidegger umschrieben hat. "Nichts" ist der Begriff für die Negation alles Seienden, alles dessen, was Unterscheidung erst ermöglicht. "Nichts" bedeutet völlige Informationslosigkeit, Strukturlosigkeit, also weder Existenz, noch Dauer, noch Veränderung.

"Nichts" bedeutet aber nicht tatsächliches Nichts, sondern ist vielmehr ein Begriff, der

1. für jenen deduktiven Zustand steht, in dem die Wirklichkeit der Information über Tatsächliches (= Ereignisse in unserem RZK) in das bloß Mögliche14) dazu verflacht oder verlöscht, und

2. induktiv jenes Mögliche meint, sich zur Information zu verwirklichen und als tatsächliche Struktur die Vielfältigkeit unserer Welt (=RZK) aufzuspannen.

Dieses Mögliche zum Wirklichen ist daher sehr wohl "etwas" - und eben nicht nichts.

Das Mögliche ist das aktive Voraussetzende des passiv Vorausgesetzten oder Wirklichen.

Das Mögliche ist der unbewegte Beweger des Aristoteles, der aus absoluter und ewiger Ruhe Veränderung (Raum, Zeit, Veränderung im RZK) schafft (=schöpft).15) Jedenfalls ist der alte Kalauer, nach dem aus Nichts nichts wird, richtig: das RZK entsteht nicht aus Nichts, sondern aus einer Singularität. Und die ist nichts anders als das Mögliche der Wirklichkeit.

Da aber Nichts (als völlig Eigenschaftsloses und daher "nur" Mögliches!) auch nicht quantifizierbar, also nicht abzählbar oder vermehrbar ist, kann es nicht mehrere Nichtse (welch eine absurde Begriffbildung!) "geben" (korrekter: können nicht mehrere Nichtse nichten)! Das aber bedeutet realiter nichts anderes, als daß der Ereignishorizont e i n e s Schwarzen Loches sich vom Ereignishorizont eines anderen Schwarzen Loches nicht unterscheiden darf: außer durch seine Lokalität, die allerdings nur im Bezug auf das RZK unseres Universums Sinn macht.

Da das RZK unseres Universums aber nur außerhalb der EH von SL gilt bzw. sich aufspannt, sind die "Bereiche" "jenseits" der EH von SL nicht den Bedingungen des RZK unterworfen. Für sie "herrschen" andere "Zustände", jedenfalls nicht jene des RZK. Wenn aber die Bedingung des RZK eben jene des Raumes und der Zeit sind, gelten genau jener Raum und diese Zeit für SL nicht (was ja die Formeln für SL auch aussagen). Da aber unterschiedliche topoi nur im RZK gelten, gilt die Orts- und Zeitverschiedenheit (deren Relativität) für SL "jenseits" ihres EH nicht.

# Keine Ortsverschiedenheit bedeutet aber e i n Ort oder k e i n Ort.

# Keine Zeitverschiedenheit bedeutet e i n e Zeit oder k e i n e Zeit.

# Kein Ort bedeutet "unendlich", keine Zeit bedeutet "ewig".

Unendlich und ewig sind aber weder quantifizierbar noch unterscheidbar, also nicht wirklich sondern "nur" bzw. "vielmehr" möglich. Die beiden Arten von Möglichem (induktivem und deduktivem, wie weiter oben ausgeführt) entstehen aber nur durch den gedanklichen Zugang - und der ist immer ein raum-zeitlicher, nämlich als dieser bestimmte Mensch da, hier und jetzt (sic Hegel!). Anfang bzw. Ende von Information sind somit n u r Bewußtseinsmodi. Bewußtseinsunabhängig gibt es nur ein Mögliches, das als Mögliches an sich nicht in Alternative stehen kann: Alternativen gibt es nur im vielen Wirklichen. Daraus folgt:

Die Singularität (nomen est omen) von Ereignishorizonten16) darf sich nicht von der Singularität des Urknalls unterscheiden (sic Hegels nächtliche Kühe!).

Die Folgen dieser Überlegungen - wir setzen natürlich voraus, daß sie stringent, evident und somit nicht nur richtig sondern auch wahr 17) sind - sind natürlich für unser gewohntes Denken katastrophal oder zumindest gewöhnungsbedürftig. Jedenfalls sind sie weltbildstürzend: sie revolutionieren

# das Standardmodell des Urknalls

# alle üblichen Kosmologiemodelle

# und die Theorie von Raum und Zeit.

Fatale Konsequenzen

1. Der Urknall ist als Singularität nicht quantifizierbar: Singular(ität) bedeutet "einzeln", "einmalig". Ebenso versinkt alles "Geschehen" "hinter" einem EH in nicht quantifizierbare Singularität. Der EH stellt die unüberwindbare Grenze aller Ereignisse unserer Welt dar - genauso wie der Urknall die unüberschreitbare Grenze aller rückverfolgbaren Evolution unseres Universums bis zur nicht quantifizierbaren Singularität "vor" 15 oder gar 20 Milliarden Jahren darstellt.

Wahres steht in keiner Alternative. Wahres bedarf auch keines Rahmens oder Systems (Modells oder Theorie). Wahres ist jenseits von richtig und falsch. Wahr ist somit identisch mit dem Möglichen. Das Mögliche ist immer wahr: erst nach seiner Verwirklichung wird sich herausstellen, ob diese richtig oder falsch ist - je nach Bezugssystem. Wahr ist also absolut, richtig und falsch sind relativ. Und die hier vorgebrachten Überlegungen sind natürlich nicht wahr, sondern nur richtig: innerhalb des hier vorgestellten Denksystems. Daß sie auch wahr sind, kann ich nur glauben

2. Schwarze Löcher als Letztstadien kollabierender Sterne (allerdings ist eine bestimmte Mindestausgangsgröße, die Chandrasekhar-Grenze, zur Ausbildung eines SL Voraussetzung!) sind hingegen quantifizierbare, also abzählbare Phänomene im All; sie haben unterschiedliche Örter (Lage am Himmel), unterschiedliche Durchmesser (allerdings nur gegenüber dem RZK; nach "innen zu" - richtig: im Möglichen - gibt es keine Struktur und somit auch keine Durchmesser), damit auch unterschiedliche Massen und unterschiedliche Drehimpulse (zum RZK hin!). Sie haben auch unterschiedliches Alter.18) Sie sind jedenfalls viele und somit Ereignisse im RZK - allerdings nur aufgrund ihrer Auswirkung(en) über ihren EH hinaus (Gravitationskräfte, Quantenaustausch zum RZK hin etc.)

3. Quantifizierbar (praktisch oder theoretisch abzählbar) sind SL aber nur indirekt: sie treten in ihrem Sosein (also in der ihnen eigenen Qualität als Singularität) im RZK gar nicht auf, sondern können nur indirekt, an der Reaktion der sie umgebenden Materie auf sie geortet bzw. vermutet, in bisher wenigen Fällen auch berechnet werden. Ihre eigentliche Qualität als Singularität ist "hinter" dem EH verborgen. Was soll über zusammenbrechende (=vernichtete) Strukturen und damit auch prinzipielle Informationslosigkeit auch ausgesagt werden?

4. Ein SL ist nicht sicht-, nicht er- und (bei entsprechender Annäherung) auch nicht überlebbar. Es ist im RZK eine De-facto-Fiktion, kommt realiter in unserer Welt nicht vor und ist doch so real, daß beim Überschreiten seines EH jegliche Verbindung zur bisherigen Welt unumkehrbar abreißt.

Bisheriges Resumé also:

Gilt der Urknall als "Inflation" bzw. "Expansion" des RZK von einem hypothetischen Urpunkt aus (Singularität), entstehen SL durch das Zusammenstürzen ausreichend massereicher Sterne. Hat sich "im" Urknall aus unendlicher Dichte und Temperatur das RZK gebildet, verschwindet Materie beständig in SL. Ist der Urknall ein einmaliges "Ereignis" (= "Schöpfung"), befinden sich SL an einer Vielzahl von lokalisierbaren Orten im RZK. Genausowenig wie sich "hinter" den Urknall "schauen" läßt, kann man "hinter" die Vielzahl der EH von SL blicken. Daher folgt:

5. Der Unterschied zwischen dem einen (singulären) Urknall und den vielen( (aber dennoch singulären) EH tritt nur in der Wirklichkeit (=Realisierung) des RZK auf und ist ein scheinbarer: Urknall und SL sind über ihre Singularität und ihren jeweiligen EH identisch. Die Vielzahl der SL und ihre im RZK in Erscheinung tretenden EH sind die quantitativ realisierte Ausprägung des einen EH des möglichen Urknalls.

Im Möglichen des "vor" Urknall und "hinter" EH "Liegendem" treten raum-zeitliche Differenzen nicht auf19): Raum und Zeit sind Bestimmungen des RZK, und der spannt sich "nach" dem Urknall und "diesseits" des EH auf: als unser Universum.

6) Der scheinbare Widerspruch zwischen dem nicht zeitgleichen und örtlich unterschiedenen Kollabieren von Sternen zu jeweils einen EH ausbildenden SL einerseits, und dem zeit- und ortlosen Urknalls andererseits ist alleine ein Beobachtungs- und Bezugsphänomen unseres Bewußtseins. Es ist vergleichbar der Relativität der Zeiten in unterschiedlichen Inertialsystemen vor dem Hintergrund der selbst zeitlosen Dauer.

7) Die scheinbare Ungleichzeitigkeit von Universumsentstehung und der ebenfalls ungleichzeitigen Ausbildung von Schwarzen Löchern verschwindet vor dem zeitlosen und unveränderten Hintergrund der Dauer, die aber nur durch Veränderliches, also Dauerndes konstituiert wird:

Das Dauernde (=Existierende) ist nur als Vieles (=Einzelnes) und Veränderliches.

Was sich verändert, sind die Dinge (Teilchen, Körper, Sterne, Galaxien), die in ihrem Werden und Vergehen die Dauer des Seins konstituieren: Dauer und Existenz bedingen einander wie Raum und Körper bzw. wie Bewußtsein und Zeit.20)

8. Urknall und SL erscheinen vom RZK aus beobachtet zwar als zeitlich auseinander, sind es aber als Inbegriff des Strukturlosen gar nicht21): Sie spannen vielmehr über ihren EH die Dauer des Dauernden auf, das RZK unseres Universums, sind aber als Mögliches identisch. Dieses (An-)Dauern des RZK manifestiert sich in den veränderlichen - und von Selbstbewußtseinen als zeitlich erlebten - Dingen (aufgebaut aus Quark-Tripletts) unseres Universums.

9. Auch die mitunter publizierte kosmologische Spekulation über die Existenz mehrerer Universen ist nur das, als was sie gehandelt wird: Spekulation. Quantifizierbar ist nur einzelnes im RZK. Das RZK (=Universum) selbst ist nicht quantifizierbar: es stellt ja erst die Bedingungen und Voraussetzung zur Quantifizierung dar! Wie sollte die Quantität quantifiziert werden? Sie selbst ist eine Qualität - und die ist immer nur eine und nicht mehrere. Es dauert ja auch nicht die Dauer, sondern das Dauernde - und die messen wir als Zeit. Und auch die Zeit dauert nicht: vielmehr dauert etwas in der Zeit: z. B. ein Tag 24 Stunden. Die Zeit selbst ist zeitlos. Und die Dauer ist ohne Dauer. Und die Qualität selbst ist nicht vermehrbar!

Beim spekulativen "Übertritt" "in" ein "anderes" Universum (durch Überschreiten des EH)22) geht (siehe oben) jede Information, also auch jene der Quantifizierbarkeit, Dinge des RZK. Es gibt daher nur EINE Welt, die zeitlos (= ewig) aus der nicht quantifizierbaren Einheit (Singularität des Urknalls und der SL) in die Vielheit ihrer Strukturen (als deren größte zur Zeit die Cluster der Galaxien gelten) tritt. Als "Schnittstelle" zwischen Möglichem und Wirklichem gilt der EINE EH, der sich - vom RZK aus gesehen - in der Vielzahl der EH von SL realisiert.

10) In der Identität des Einen (des Urknalls) und des Vielen (der SL) manifestiert sich der Übergang zwischen Ewigem (zeitlos Singulärem) zu Dauerndem (zeitlich Veränderlichen). Weder bedarf es daher obskurer Spekulationen über mehrere "Äonen" im Sinne "mehrerer" Urknalle im Zyklus der Weltexpansion und -kontraktion, noch stellt sich weiterhin die Frage nach den "Grenzen" der Welt. Genausowenig wie die Welt in der Zeit ist, sondern die Zeit das bewußte Wahrnehmen von Veränderung i n der Welt meint, grenzt sich das Universum gegen einen hypothetischen Hyperraum ab:

1) Was wäre mehr strukturiert als Zeit? Zeit ist der Inbegriff von Struktur und bedarf - siehe Teil I - der Bewegung von Dingen zu- bzw. gegeneinander.

2) durch hypothetische Wurmlöcher etwa oder eben durch SL, wie von Physikern und Science fiction-Autoren gerne spekuliert wird!

Auch Ausdehnung (Räumlichkeit) ist nur ein Verhalten der Dinge unter- bzw. zueinander und schafft damit das RZK. Es ist völlig obskur, das Verhalten der Gesamtheit der Dinge (also der Welt, des ALL-EINEN) einem "anderen" (einem hypothetischen Hyperraum etwa) "gegenüber" zu postulieren. "Alles" kann sich nicht etwas anderem, also Zusätzlichem, gegenüber "verhalten": es wäre sonst nicht alles! "Hinter" dem EH von SL bzw. des Urknalls (heute sichtbar als Grenze der Welt in 15-20 Milliarden Lichtjahren Entfernung von der Erde) liegt keine andere Welt, sondern das Mögliche dieser Welt.

Wenn darunter das "Jenseits" der Religionen verstanden wird, ist es mit diesem Begriff gut beschrieben.

Fußnoten

1) Es gibt etwa 25 physikalische Elementargrößen oder Konstanten, deren exakter Wert Voraussetzung für die Physik unseres bekannten Universums ist. Wäre auch nur eine dieser elementaren Größen um ein Weniges von ihrem gemessenen und als verbindlich geltenden Wert verschieden, sähe die Welt anders aus bzw. gälten andere Naturgesetze!

2) Niemand weiß, warum die Lichtgeschwindigkeit c den Wert von 299 792 458 +/- 0,000000012 m/s aufweist. Niemand weiß, warum das Plancksche Wirkungsquantum h den Wert von 6,626176 +/-0,000036 . 10-34 Js hat, warum die Elektronenmasse 0,511006 +/-0,000002 MeV ist und die vier Grundkräfte unseres derzeit gültigen physikalischen Weltmodells gerade jene Eigenschaften und Reichweiten haben, die sie eben aufweisen.

3) Um jegliches Ruckeln der Bilder zu vermeiden, wird meist mit 18 Bilder pro Sekunde, aufgrund der Frequenz des Wechselstromes (50 Herz) im TV-Bereich sogar mit 25 Bildern pro Sekunde (halbe Frequenz) gefilmt - und entsprechend wiedergegeben!

4) Es gibt in der unbeobachteten Natur überhaupt keine Bewegung, weder eine rasche(re) noch langsame(re). Was es gibt, ist Veränderung (siehe auch Teil II dieser Arbeit), und die ist tatsächlich absolut (weil sie losgelöst ist von jedem Bezugssystem, wie sie ein beobachtendes Bewußtsein ja darstellt).

5) Siehe auch Conturen IV/97, "Ich , Selbst und Bewußtsein", S 81, u. a. auch Anm. 6

6) Max Stirner (1806-1856), eigentlich Caspar Schmidt, "Der Einzige und sein Eigentum" (1845). Der Solipsismus ist ein konsequent durchdachter subjektiver Idealismus, der theoretisch im strengen Sinne des Wortes nicht widerlegbar, jedoch absurd ist.

7) Zenon: griechischer Philosoph der stoischen Schule (3. Jh. v. Chr.). Nach ihm gibt es keine Bewegung, und er erhärtet seine Behauptung anhand von vier Aporien oder Paradoxien: 1. Achill und die Schildkröte, 2. der fliegende Pfeil, 3. das Spielmarken- oder Stadiumparadoxon und 4. das Ortsparadoxon.

8) Auch bei der Unterteilung von Strecken ad infinitum hapert es praktisch, sowohl aus technischen als auch aus physikalischen Gründen: die Elementargrößen verhindern es. Es gibt sowohl ein kleinstes Atom (Wasserstoff H), das einen genau bestimmten Durchmesser hat, als auch kleinste Teilchen: zur Zeit gelten die Quarks als solche, doch ist es eine philosophische und physikalische Gretchenfrage, was als kleinstes Teilchen gelten soll: Hadronen, Leptonen oder gar Feldquanten, zu denen z. B. das Photon zählt. Als Elementarlänge gilt jedenfalls eine Größe irgendwo im Bereich von 10-34 cm. Dinge und ihre Abstände (ihre Lage im Raum) sind also quantifiziert (Quantenphysik), ihrer unendlichen Teilbarkeit ist ein (physikalischer und auch philosophischer) Riegel vorgeschoben: Das Unendliche ist - als Unendliches - nicht realisiert!

9) Neueste Forschungen in der Tiefsee haben bei den "Rauchenden Schloten" der Tiefsee-Ridges Leben entdeckt, das völlig ohne Licht entstanden ist!

10) Von einer physikalisch existierenden "Welt" "innerhalb" eines SL zu sprechen (wie dies u. a. auch der anerkannte und berühmte Stephen Hawking gerne tut) ist nicht nur spekulativ, wie Hawking selbst zugibt, sondern kühn und philosophisch absurd. So werden spekulative Gedankenexperimente angestellt, wie ein hypothetischer Raumfahrer seinen "Fall in ein SL" er- bzw. nicht überleben würde: aufgrund der an ihm zerrenden Gezeitenkräfte z. B. Auch das gerne gezeichnete Bild eines hypothetischen Rückblickes aus dem Inneren eines SL gegen den EH des RZK von innen her beflügelt gerne die Phantasie von Physikern und Kosmologen.

11) Sowohl die Begriffe "Ereignis" als auch der seines "Auftretens" müssen hier unter Anführungszeichen gesetzt werden Ereignisse finden nur "in der Zeit" statt. Jetzt muß allerdings der Terminus "in der Zeit" unter Anführungszeichen stehen, da "in der Zeit" - nach Erkenntnis aus Teil I dieser Arbeit - nur bedeuten kann, daß jedes Ereignis bloß für ein messendes und beobachtendes Bewußtsein stattfinden kann, nicht aber außerhalb dieses! Da Meteoritenkrater, Supernovae oder das Wachstum von Kristallen oder Pflanzen (um nur ein paar Beispiele aus unzähligen zu nehmen) offensichtlich auch ohne das Auftreten von Bewußtsein stattfindet, haben wir unsere liebe Not damit, darüber zu reden, zu schreiben, ja sogar darüber nachzudenken: Denn jeder Begriff, den wir dafür verwenden, benötigt als Basis Bewußtsein.

12) Der Begriff des Entstehens ist hier natürlich fehl am Platz; es mangelt uns nur ein anderer, passenderer: Entstehen kann etwas nur aus anderem, bereits Vorhandenem, also nur innerhalb des Verwirklichten im RZK und zwar aufgrund von Veränderung. Gerade an der Nichterfüllung dieser evidenten Grundvoraussetzung krankt aber das Standardmodell des Urknalls: Nach ihm "entsteht" ja realiter aus Nicht-Raum-Zeitlichen etwas - die ganze Welt nämlich! Es "entsteht" damit auch die Veränderung, jenes Grundvoraussetzende (=Grundprinzip) alles Dauernden, das nur bereits Existierendem zukommt. Und etwas, das nicht da ist (und der Begriff der Singularität meint ja, daß nichts Dauerndes existiert!), kann sich auch nicht verändern (=werden!). Das Modell kann auch nicht erklären, "warum" "aus" der Singularität des Urknalls das Universum "wird". Denn nicht nur Zeit und Raum "entstehen" nach klassischer Lesart mit dem Urknall, sondern auch die Möglichkeit, Kausalketten aufzubauen. Über den Urknall "hinaus" läßt sich keine Kausalverbindung knüpfen, da die Kausalität nur Sinn macht, solange Sich-Veränderndes (was sonst?) - oft ziemlich willkürlich allerdings! - verknüpft wird.

13) Nur in diesem Kontext ist Wittgensteins Aussage zu verstehen: "Worüber man nicht sprechen kann, muß man schweigen." Das heißt: Nicht daß es nicht durchaus etwas gäbe, das sich jeder Beschreibung entzöge; aber eben deswegen muß darüber geschwiegen werden! Die Positivisten waren gar nicht so positiv..., nur konsequent!

14)Wir wählen absichtlich den Begriff "Mögliches" und nicht den der "Möglichkeit", da "Möglichkeit" als Analogie zur "Wirklichkeit" einen Allgemeinbegriff meint. Allgemeinbegriffe setzen aber Konkretes (=Konkretisiertes) voraus. Konkretisierung (=Vereinzelung) ist aber nur als Wirkliches (=Realisiertes) möglich - während Mögliches sich nie als Mögliches, sondern nur als Wirkliches (=Reales) konkretisieren kann. Es gibt also keinen Allgemeinbegriff von "möglich" - genausowenig, wie es einen Einzelbegriff davon geben kann. "Das Mögliche" ist also ein Begriff jenseits der - nur im RZK möglichen (sic!) - Aufsplittung in Allgemein- und Einzelbegriff!

15) "Gott" hat die Welt nicht "aus dem Nichts" geschaffen, sondern aus dem Möglichen: "Am Anfang" (bzw. "Im Anfang") war (laut Bibel) ja nicht das Nichts, sondern "das Wort" (der Logos) bzw. "der Geist Gottes" - was immer man sich darunter nun vorstellen mag: am besten "das Mögliche" - aber das ist nicht vorstellbar, weil es nur als x-beliebiges Verwirklichtes (=Einzelnes, Ding, Körper) wirklich ist.

16) Sic: Mehrere EH sind es nur vom RZK aus gesehen mehrere: Quantität gibt es nur in der Wirklichkeit des RZK. Von der "Rückseite des Spiegels" aus "gesehen" gibt es nur die eine Qualität des Möglichen zur Verwirklichung: nur diese ist vielfältig - aber endlich!

17) "Richtig" steht stets in der Alternative zu "falsch", bedarf also eines Rahmens oder Systems (Modells oder Theorie), in dem/der die Richtigkeit (=Widerspruchslosigkeit) definiert ist. Die Mathematik ist dafür ein gutes Beispiel. Oder das System der - zweiwertigen - Logik.

18) Die Frage erhebt sich allerdings: in Bezug worauf? Auf das "Datum" des Urknalls? Das ist identisch mit dem Bezug auf unser Maßsystem. Es gibt keine "absolute Weltzeit" und daher auch kein "absolutes Weltalter". Wir können uns von unserem Maßsystem nicht ablösen (=absolvere): Wir sind, was wir messen, und wir messen, was wir sind (siehe Teil 1 dieser Arbeit!).

19) Die Religion spricht von diesem Zustand als dem "Jenseits" der unendlichen Ewigkeit Gottes.

20) Man kann einen Körper nicht aus dem Raum nehmen, wie man Milch aus der Kanne gießt: weil die Kanne selbst ein (Hohl-)Körper ist, der Raum aber nicht. Körper und Raum bedingen hingegen einander: Der Raum (des Universums) ist kein Hohlraum; wogegen wäre er hohl? Gegenüber einem Hyperraum? Man kann daher auch (natürlich nur als Gedankenexperiment!) keinen Stern aus dem Universum nehmen - wohin sollte man ihn auch tun? Ebensowenig sind Selbstbewußtsein und Zeitempfinden trennbar: keine (Zeit-)Messung) ohne (Selbst-)Bewußtsein, kein Selbst(-bewußtsein) ohne Zeit(- empfinden).

21) Die Religion spricht von diesem Zustand als dem "Jenseits" der unendlichen Ewigkeit Gottes.

22) Man kann einen Körper nicht aus dem Raum nehmen, wie man Milch aus der Kanne gießt: weil die Kanne selbst ein (Hohl-)Körper ist, der Raum aber nicht. Körper und Raum bedingen hingegen einander: Der Raum (des Universums) ist kein Hohlraum; wogegen wäre er hohl? Gegenüber einem Hyperraum? Man kann daher auch (natürlich nur als Gedankenexperiment!) keinen Stern aus dem Universum nehmen - wohin sollte man ihn auch tun? Ebensowenig sind Selbstbewußtsein und Zeitempfinden trennbar: keine (Zeit-)Messung) ohne (Selbst-)Bewußtsein, kein Selbst(-bewußtsein) ohne Zeit(- empfinden).